Mutter-Kind-Kur, 4. Tag. Mit geht es gut und ich bekomme einen Kugelschreiber.

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Die Pläne der anderen sind total voll. Ich habe heute, am Freitag, Tag 4, EINE EINZIGE Anwendung und das wars für den Rest der Woche.

Ich bin nicht krank genug.

Die anderen müssen ihre Kinder bis 3 oder 4 Uhr im Kindergarten lassen, weil sie so viel machen müssen: Blutdruck messen, mit dem Pfarrer über die Angst vor dem Tod sprechen, Lymphdrainage, Trennungsgruppe. Und ich hab wieder nichts zu tun, fühle mich nutzlos und habe das Gefühl der sinnlosen Zeitvergeudung. Warum mache ich das überhaupt?

Auch zu Hause, im Alltag, bin ich privilegierter als die anderen Mütter, die ich hier kennenlerne. Ich bin im Gegensatz zu den meisten nicht geschieden, mich treiben Erziehungsfragen nicht in die Schlaflosigkeit, ich muss keine Kredite aufnehmen, um Unterhaltskosten bangen oder Grundsicherung beantragen. Um all das Finanzielle sich in den letzten Jahren vor allem mein Mann bzw. seine Eltern gekümmert. Wir waren beide wieder an der Uni eingeschrieben, als die heute Vierjährige kam. Und wenn es doch mal knapp wurde, sind Freunde eingesprungen.

Mir geht es so gut. Ich habe gute Eltern und Schwiegereltern, gute Freunde, einen guten Partner. Ich bin als eine der wenigen sogar mit zwei Kindern hier (das Jüngere trage ich seit 5 Monaten in meinem Bauch).

Um das Jüngere geht es auf einmal auch, als ich mich in die Wanne lege. Das ist mein erstes Bad in der Schwangerschaft, weil wir zu Hause keine Wanne haben. Sobald ich liege, tritt das Kind (der Junge) verwundert gegen meinen Bauch. Er ruckt und zuckt und zappelt wie ein Fisch, verwundert über die Leichtigkeit und Wärme und Entspannung, die uns zuteil wird. Ich kann sogar sehen, wie sich mein Bauch bewegt.

Zum ersten Mal geht es wirklich nur um uns zwei und das ist schön.

Heute, am 4. Tag, werden wir auch endlich eingeweiht. Wir bekommen unsere Kurgruppenleiterin zu Gesicht, eine sehr nette, ältere Frau, die mich an meine Mutter, eher aber noch an meine Tante Maria erinnert. Jetzt wissen wir, wo wir uns auch mal beschweren können, wer im Zweifelsfall zu uns hält, und vor allem: Wir wissen jetzt alles über die Umgebung, wie man zu Fuß, mit Schlitten, Bus und Bahn Ausflüge und Einkäufe bewältigen kann. Auf einmal weitet sich die Umgebung um uns herum und wir kommen und nicht mehr zauberbergmäßig eingeschlossen vor. Wir erfahren auch erstmals, wo und wann man für welche Räume Schlüssel bekommt, dass am Wochenende Turnhalle und Schwimmbad ganztags geöffnet sind, dass man Bücher und Spiele ausleihen darf.

Da hatten wir als Neulinge schon zwei Vollversammlungen, auf denen uns aber bisher keine nützlichen Tipps gegeben wurden. Politik des Hauses? Entschleunigungsmaßnahme für die Ankömmlinge? Allgemeine Kapazitätsprobleme? Keine Ahnung. Jedenfalls bekommen wir auch noch einen grünen Kugelschreiber mit Webseite und Logo des Hauses. Geht doch.

Alle Beiträge zu unserer Mutter-Kind-Kur gibt es hier.

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