Was ich vor der Geburt noch erledigen muss. Bucket list für 6 Wochen

 

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2009: Vor dem Reichstag posen

 

Immer wenn der TERMIN, genannt ET oder ERT näherrückt, fällt mir auf, was ich alles in der ganz kurzen Zeit noch erledigen muss.
Bei Kind1 war das die Steuererklärung. Meine erste ganz allein ohne besseres Wissen und Gewissen ausgefüllte Steuererklärung. Da ein Kaiserschnitt geplant war, wusste ich in den letzten paar Tagen vor der Geburt sogar, wann diese stattfinden würde. Und auf dem Weg zum Krankenhaus im Taxi bat ich den Fahrer, nochmal kurz am Briefkasten anzuhalten, damit ich den dicken A4-Umschlag einwerfen konnte.
Andere Dinge, die ich vorher noch erledigt habe: drei mehr oder weniger sinnfreie Praktika absolvieren, unterbezahlt in einer Agentur arbeiten, in Berlin vor dem Reichstag rumposen, zu Hause einen Zwischenmieter aus den Niederlanden einquartieren. Was man ohne Kinder kurz nach Studienabschluss eben so macht, wenn einem die Höhe des Einkommens noch ziemlich egal ist und unzählige Momente der Freiheit und der Freizeit einen stärker überzeugen als der zwar dringend benötigte, wider besseren Wissens jedoch nicht näher verhandelte höhere Stundensatz.

Kurz bevor Kind2 kam, musste ich mein heißgeliebtes Pflaster B-heim ablaufen, auf der Suche nach Stellplätzen für einen Verein, der diese für einen Deal mit dem örtlichen Bauamt benötigte. Versteht jetzt keiner, gefunden haben wir letzten Endes auch nichts. Aber dafür eine Menge Menschen kennen gelernt, die uns zwar nicht weiterhelfen konnten und wirre Geschichten rund um das Heidelberger Baurecht erzählten, sich aber allesamt als sehr nett herausstellten: den Leiter des SKM, die neue Leiterin der Kultur- und Kreativwirtschaft, Hausbesitzer, Hausverwalter, Cafébesitzer, Künstler. Ich startete mit David und Miriam eine Reihe mit Literaturlesungen und Open Stage, die nie fortgesetzt wurde und arbeitete in der Summe fast Vollzeit für zwei Auftraggeber.

Kind3 tritt nur 20 Monate später in eine wieder ganz neue Familie ein. Zum ersten Mal nehme ich den Mutterschutz ganz in Anspruch und zum ersten Mal bekommt jeder von uns Eltern nacheinander eine wirklich nennenswerte Summe an Elterngeld. Wir könnten damit eine Weltreise machen, hätten wir nicht leider schon ein schulpflichtiges Kind.
Aber nu haben wir einen Steuerberater, alle Klamotten für drei Kinder sind schon sortiert, die zwei Kleinen haben genügend Bettchen und Fläschchen und Krabbeldecken und Kindersitze, dass es für fünf reichen würde. Auf zusätzliche Termine wie einen Geburtsvorbereitungskurs habe ich keine Lust. Trotzdem sind da soo viele Dinge, die ich in den 6 Wochen vor ERT noch schnell erledigen sollte:

  1. Eine Einzugsparty machen
  2. Vorher den Weihnachtsbaum rausschmeißen
  3. Alle Legobausätze sortieren und ganz aufbauen
  4. Einen Kilometer Langlauf fahren. Nur einen
  5. Vintage-Lampen und Kunst anbringen
  6. Einen Aufenthalt in Taizé buchen oder einen Taizé-Abend veranstalten
  7. In die Kellerassel gehen
  8. Valentinstag feiern
  9. Verwandte und Freunde empfangen
  10. Netflix installieren
  11. Stundenlang unbeobachtet in einem Café sitzen
  12. Den ersten Wackelzahn und das erste Halbjahreszeugnis feiern
  13. Rechnungen schreiben
  14. Studienkredit abbezahlen
  15. Datensicherung aller wichtigen Daten, insbesondere Bilder, vornehmen
  16. Überlegen, wie man an analogisierte bzw. quasi-analogisierte Daten (auf CD, Audiokassette) wieder in digitaler Form rankommt
  17. Einen Doppelkinderwagen und eine neue Trage kaufen
  18. Einen VW-Bus kaufen
  19. Einen neuen Computer kaufen
  20. Die allerletzten Stunden mit dem jetzt großen Baby genießen. Er weiß nicht, was auf ihn zukommt…

Diese Liste wurde inspiriert von MamaOTR: Meine Bucket List der 97 Dinge.

 

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