Es ist Samstag. Bauchwehkind schlüpft um halb 7 in mein Bett. Wir schaffen es, bis halb 10 einfach liegenzubleiben. Die beiden großen Kinder werden angewiesen, sich anzuziehen und schonmal Frühstück zu machen. Was klappt. Ich bin sehr stolz auf diesen gelungenen Start in die Virusferien.
Den ganzen Tag interessieren sich die Kinder für ihre neuen Büchereibücher. Sie helfen beim Tischdecken und Einkaufen. Was noch fehlt, um es die nächsten Wochen mit ihnen auszuhalten, sind ausreichend Tischmanieren. Mein Mann und ich beratschlagen, ob wir die Zeit dazu nutzen sollten, ein Benimmtraining durchzuführen.
Den halben Tag lang wird gebastelt und gemalt. Wie im Bild zu sehen, entstehen dabei ein Rennauto und eine Rennstrecke mit viel Liebe zum Detail.
Absprachen
Ich telefoniere mit einer Nachbarin. Die Nachbarin und ihr Mann arbeiten in Wohngruppen bzw. im Betreuten Wohnen. Sie können sich sicher nicht fünf Wochen lang krankschreiben. Ich biete ihnen Kinderbetreuung an – sobald es mir wieder bessergeht.
Wir planen außerdem, in den nächsten Wochen eine alternative Schule zu gründen, dafür ist ja jetzt ausreichend Zeit.
Ich telefoniere auch mit meiner Mutter. Wir sind uns einig, dass die Großeltern die Kinder in den nächsten Wochen nicht treffen sollen. Dazu hat unter anderem die Bundeskanzlerin in ihrem Podcast aufgerufen. Soziale Kontakte meiden, Nachbarn seine Hilfe anbieten, jeden nicht notwendigen Schritt ins der Öffentlichkeit bis auf Weiteres unterlassen.
Zusätzlich verlangt der Gesundheitsminister: Die Kliniken müssen ab sofort neue Betten bereitstellen und neues Personal rektrutieren, zur Not Studenten und Rentner. Nicht sofort notwendige OPs sollen bis auf Weiteres verschoben werden.
Düstere Nachrichten
Viele Städte schließen zusätzlich zu den Bildungseinrichtungen ihre Veranstaltungshäuser, Clubs und Restaurants. Flüge werden gestrichen. Tschechien, Polen und Dänemark schließen ihre Grenzen. Urlauber, die sich aktuell in Italien, Österreich oder in der Schweiz aufhalten, sollen sofort zurückkommen und sich in Quarantäne begeben. Die Bundesliga fällt bis auf Weiteres aus. Reiseunternehmen und auch die Deutsche Bahn ermöglichen Stornierungen und zahlen alles zurück. In der FDP-Bundestagsfraktion haben sich mehrere Abgeordnete mit dem Virus infiziert und sagen ihren Parteitag ab, der erst Mitte Mai stattfinden soll. Auch die Republica verlegt ihren gewohnten Mai-Termin in den August. Viele Gottesdienste, darunter auch unserer, fallen ab morgen für unbestimmte Zeit aus.
Abgesehen von diesen recht düsteren Nachrichten ist es ein ganz normaler Samstag. Wir putzen, räumen auf und um, reparieren. Was man eben so macht. Aber insgeheim träume ich davon, dass wir alle bald wieder gesund sind und unsere Fahrräder reparieren und Ausflüge machen können. Zum Beispiel nach Schwetzingen zur Kirschblüte. Eine Ausgangssperre wie in Italien und Spanien gibt es schließlich noch nicht.
Heute 4515 Infizierte und 8 Tote in Deutschland.