Die Beschaffung von Essen und anderen Dingen des täglichen Bedarfs ist der wunde Punkt in dem neuen System. Der große Großlieferant liefert nicht mehr pünktlich. Die kleinen und mittelgroßen Lieferanten sind ebenfalls am Limit und können ihre Kapazitäten nicht aufstocken, nicht jetzt, wo einige Waren kaum noch lieferbar sind, und wo alle sonst Arbeitswilligen krankgeschrieben sind oder Überstunden abbauen, sich gerade nicht mehr bewerben oder gar in die Quarantäne geschickt wurden.
Hygieneartikel sind immer schwerer zu finden. Jetzt, wo die Umwelt sauber ist, der Fluss atmet, der Wald atmet, die Zeit atmet, jeder nur noch in seinem eigenen Haus aufs Klo geht und Türgriffe und Einkaufswagen nur noch mit Gummihandschuhen berührt, wollen auch wir GANZ sauber sein.
Creme, Seife, Zahnpasta, Shampoo sind nicht mehr das, was sie mal waren: Massenware. Die billigen Marken sind immer alle weg. Die teureren stehen auch recht vereinzelt im Regal.
(Reis ist ebenfalls eine schwierige Angelegenheit. Neulich war im Regal nur noch Jochen Schweizer Reis Pink zu haben – ja ich wünschte auch, ich hätte mich das ausgedacht. Heute haben wir stattdessen Dinkel gekocht. Früher hat man zu einer solchen Kost vermutlich „Graupen“ gesagt. Auch Nudeln kaufen wir seit letzter Woche in der Dinkel-Variante, weil die normalen Weizennudeln einfach immer alle sind, egal um wieviel Uhr wir in den Supermarkt gehen – first World problems, I know)
Die Klopapier-Kundin
Als ich die letzten beiden Male an einer Supermarktkasse anstand (in 1,5 Metern Abstand, versteht sich), hatte vor mir jeweils gerade eine Kundin eine Packung Klopapier aufs Band gelegt. Und das, obwohl die Klopapierregale vollkommen leer waren, wie ich mich gerade noch versichert hatte. Aber vielleicht flieht das Klopapier auch immer panisch, sobald es mich sieht? Es rutscht in irgendwelche Ritzen, hinter das Katzenfutter, taucht beim Tomatenmark wieder auf und lacht hinter meinem Rücken?
Jedenfalls, in beiden Fällen war Klopapier das Einzige, was die Kundin vor mir aufs Band legte. Und in beiden Fällen, das war offensichtlich, kannte die Kundin den Verkäufer sehr gut, vielleicht sogar persönlich. Ich wurde sogar Zeugin des folgenden Gesprächs:
„Wann muss ich denn wiederkommen, wenn ich die nächste Packung brauche?“
„Hier wird nur noch mittwochs und freitags geliefert.“
„Ach, prima. Dann komme ich am Mittwoch oder am Freitag wieder. Am besten schon um acht.“
„Nein nein, es kommt zwischen 11 und 14 Uhr.“
„Super, danke dir, dann weiß ich Beschei-heid! Bis zum nächsten Mal!“
Auch wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag, glückliche Klopapier-Käuferin. Gehaben Sie sich wohl.
Heute sind es 70.985 Infizierte in Deutschland, 15.824 sind wieder gesund und 682 sind gestorben.