Ich denke viel an Weißrussland die Tage.
Nicht an das Belarus von heute, ich weiß wenig bis nichts darüber, wie es heute dort ist. Nein, ich denke an Brest 2007, als ich dort in den Sommerferien 10 Tage verbrachte.
Ich finde, mit dem Lockdown ist mehr Weißrussland in meinem Leben.
Draußen rumsitzen, rumhängen, rumlümmeln. Das war natürlich nicht verboten in Brest, wurde aber auch nicht so hemmungslos betrieben wie hier. Man nahm nicht scharenweise Wiesen, Fußgängerzonen und Flussufer in Besitz. Da war man vorsichtiger. Lieber mit ein paar guten Freunden den Tag am See oder auf der Datscha verbringen als sich prahlerisch in Parks zu bräunen.
Die Cafés waren zwar sehr gut besucht, meistens saß man aber drinnen. Ich weiß nicht, warum. Selbst im Sommer gab es so gut wie keine Bestuhlung draußen. Die Cafés hatten Vorhänge, drinnen war es viel dunkler als draußen, die Türen waren zu. Von draußen war meist nicht zu erkennen, ob Betrieb war oder nicht, auch wenn es drinnen gerammelt voll sein mochte.
Ist jemand drin oder nicht, kann ich auch rein, oder vielleicht lieber nicht? So geht es mir jetzt bei jedem Laden unserer Fußgängerzone. Reinschauen, vorsichtig klopfen, oder einfach unschlüssig davor warten, anstatt das übliche „Hallo hier bin ich, ich bin Kunde und damit König, bitte bedienen Sie mich“.
Nur vor der Post steht immer eine lange Schlange. Auch beim Einkaufen in Weißrussland musste man mal in der Schlange stehen, jedenfalls ein bisschen häufiger als von Deutschland gewohnt.
Ob auch Lebensmittel (oder Klopapier) manchmal knapp waren und man deswegen an bestimmten Wochentagen einen bestimmten Laden aufsuchte oder Freunde bat, etwas mitzubringen, darüber weiß ich nichts.
Wenn man wegen irgendwelchen Symptomen beim Arzt gewesen war und der Arzt hatte Magen-Darm, Angina oder Grippe diagnostiziert, dann bekam man einen Mundschutz. Man lief tagelang mit Mundschutz rum, bis es einem wieder besser ging. (Vielleicht machte man das sogar präventiv und ohne Arzt, ich weiß es gar nicht.) Auf einer Hochzeit trugen Braut und Bräutigam zu ihren feinen Kleidern einen Mundschutz.
Heute sind es 120.157 Infizierte in Deutschland, 53.913 sind wieder gesund, 2688 sind gestorben.
PS. In den letzten Tagen hört man vermehrt, die Zahlen hätten gar nichts zu sagen. Außer die Zahl der Toten, die sei relativ zuverlässig, und auch die der ins Krankenhaus eingelieferten und davon wiederum die der intensivmedizinisch Behandelten. Aber in welcher Relation diese Zahlen nun zur Infiziertenzahl stehen? Keine Ahnung! Denn die kennt man ja nicht! Die Zahl der Infizierten in Deutschland könnte dreimal so hoch sein. Oder sechsmal so hoch. Je nachdem, welchem Dunkelziffer-Statistiker man derzeit Glauben schenken möchte.
Dieser Bericht über Lukaschenko ist ja unglaublich, fast skurril zu nennen, wenn denn nicht so viele Menschenleben am Väterchen hingen. Ob Wodka tatsächlich nutzt?
Sehr spannender Beitrag über Brest. Stelle fest, dass ich eigentlich nichts über Weißrussland weiß, aber klingt ein bisschen nach DDR. So war es in meiner Vergangenheit auch, bis auf den Mundschutz.
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