Gestern Gartenarbeit. So viel, dass ich beim Augenschließen nur noch Erde, Steine und Wurzeln sehe. Muss trotzdem noch Rechnungen schreiben und Mails beantworten… daher wurde Tag #27 auch nicht dokumentiert.
Heute, also an Tag #28, genau wie gestern. Wieder Garten. Aber ich gehe erst gegen 17 Uhr nach draußen, vorher habe ich mir eine strikte Homeoffice-Zeit verordnet. Telko mit der Agentur des Vertrauens. Gespräch in etwa so:
A: „Kannst du dir vorstellen, mit so einem Budget zu arbeiten?“
B: „Ja, wir können nachher Popcorn machen.“
A: „Jetzt zieh endlich deinen Schlafanzug aus!“
B: „Ja, die Bedingungen sind gut, ich würde aber noch Details mit dem Kunden besprechen.“
Eine WhatsApp-Nachricht vom Freund trifft ein: Seine Familie und er lagen 14 Tage mit dem Virus flach. Er meint, dass es ihnen jetzt besser ginge. Gerade die jüngeren in der Familie hatten zu kämpfen, Grundschüler. Also doch nicht nur ein Virus für alte Leute.
So gute Laune
Die Kinder sind wieder den ganzen Tag so selbstständig drauf, dass ich mich kaum an Zwischenfälle mit ihnen erinnere. Der Mittlere, der sich immer selbst im Weg stand und jammern konnte wie ein Weltmeister, ist gerade ganz erstaunlich. Er hat einen Milchzahn ohne Klagen verloren, isst jetzt lieber Käse- als Nutellabrot und schreibt Geschichten von links nach rechts, die aus hunderten kleinen Bildchen bestehen, die er uns „vorliest“. Wir haben die verordneten Ferien genutzt, ihm nachts die Windel zu entziehen, was ohne einen einzigen Zwischenfall auch geklappt hat. Und überhaupt, er ist witzig und entspannt.
Auch die Nachbarn sind allerbester Laune. Nachbarin X verlegt ihre Akazienholzterrasse neu. Nachbarin A. hat nach zwei Wochen Krankschreibung nur eine Woche arbeiten müssen und genießt jetzt ihren Urlaub. Anstatt in die Niederlande geht es ins Bauhaus, aber das ist auch ok. Nachbar F. läuft mit einer Virtual-Reality-Brille auf dem Kopf über die Terrasse, schiebt sie sich kurz auf den Kopf, um das Real Life abzuchecken, und verschwindet wieder.
Alle haben gute Laune. Klar, die Arbeit ruht bei vielen fast oder ganz, und die Kinder spüren, dass bei den Erwachsenen der Stress, zu genügen, nachgelassen hat. Auch das Wetter spielt mit. Stell dir vor, es ist Apokalypse, und die Sonne scheint.
Es ist Sommer.
Regen haben wir seit einem Monat nicht mehr gesehen. Daher ist dieses Jahr der Frühling rund einen Monat früher dran als 2002. Das weiß ich zufällig, weil wir 2002 am 1. Mai spazieren waren und gerade die Buchenblättchen ausbrachen. Dieses Jahr sind die Buchenblättchen am 9. April soweit und alle Hügel sind in einen hellgrünen Schleier gehüllt. Das tröstet nicht darüber hinweg, dass wir aufgrund der großen Trockenheit in den letzten Jahren ein Waldsterben haben. Unser Wald ist zwar größtenteils verschont, Nadelwälder hat es härter getroffen, die Eichen auch.
Die Mücken stechen uns schon. Die Feuerkäfer krabbeln schon. Wir gießen den Garten um halb 9 Uhr abends, barfuß. Nachts liegen wir da mit geöffnetem Fenster.
Breiten sich Viren bei Trockenheit nicht langsamer aus? Gibt’s da einen Podcast zu?
Ich bin jetzt doch müde geworden ob der vielen Nachrichten. Maskeauf ist die neueste Aktion, die mit einem halben Auge wahrzunehmen ich mich gerade noch aufraffen kann. Promis treten für das Tragen des Mundschutzes ein. „Schick uns ein Bild von deiner selbst gemachten Maske! Das wird der sinnvollste Modetrend aller Zeiten.“ Gezeichnet, Charlotte Roche, Jan Böhmermann und alle.
Wie gesagt, der Boden für die allgemeine Masken-Akzeptanz in der Bevölkerung wird sehr gut vorbereitet.
Eine Freundin instagrammt das Symboldbild der Woche: Eine Nähmaschine. Die im Garten steht. Bereit für die letzten paar Stiche am hübsch geblümten DIY-Mundschutz. Im Hintergrund die Kinder. Das Spielhäuschen, das Dreirad. Und über allem: Sonne satt.
Heute sind es weltweit anderthalb Millionen Infizierte, davon rund 500.000 in den USA. In Deutschland sind es 115.523, davon sind 2451 gestorben, 50.557 wieder gesund.