Coronatagebuch Tag #48

Die Kindermasken sind da. Die Erwachsenenmasken auch.

Kinder unter 6 Jahren müssen keine Maske tragen, aber das wusste man vor einer Woche noch nicht. Daher hatte ich welche bestellt. Mit Indiandern, Pferden und Büffeln drauf. Oh Gott.

Der Hinweis darauf, dass „kleine Kinder“ die Maske nicht tragen müssen, weil sie es noch nicht so gut können, ist für den Fünfjährigen von großer Bedeutung. Er könne das. Sowieso ist er mit allen neuen Regeln sehr einverstanden. Er fühlt sich mit seiner Maske wie der Chef der Straße.

Wir gehen jetzt lieber noch kürzere Wege zum Einkaufen. Wer will schon mit so einer Maske auf quer durch die halbe Stadt. Und womöglich auch noch den Bus nehmen. Die lokale Ladenszene boomt. Wir dürfen in manche Läden zwar nur einzeln eintreten, in manchen darf man nicht alles anfassen, aber alle sind ausgesprochen freundlich zueinander. Da schaue ich glatt über die Preise hinweg.

Als wir sündteuren Joghurt im Bioladen erstehen, fängt es an zu regnen. Der erste Regen nach fast sieben Wochen. Es riecht nach nassem Staub und Blüten. Ein wunderbarer Geruch. Wir treten aus dem Laden, die Arme nach oben gereckt. Es nieselt nur leicht. Wir sehen nach oben, drehen uns ein bisschen euphorisch im Kreis. Man weiß ja nicht, wie oft es noch Regen gibt. Wie lange man die Maske noch tragen muss. Ob ab morgen Regen verboten ist. Oder Dürre. Oder doch wieder die Masken.

Und ansonsten wie immer, was Frau Ruth sagt.

Coronatagebuch Tag #46

Mit einer Maske über Nase und Mund durch die Straßen zu laufen ist so, wie mit einem BH durch die Straßen zu laufen.

Beide zwicken, beide halten den zu verdeckenden Ort zu warm, beide sind aus Gründen des Anstands und der Höflichkeit zu tragen, schützen aber nicht vor Gefahr.

Ab heute ist in Baden-Württemberg das Tragen eines Mundschutzes Pflicht beim Einkaufen, in Bus und Bahn sowie an bestimmten Orten wie z.B. auf Ämtern. Die Regel gilt auf unbestimmte Zeit.

Coronatagebuch Tag #43

Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll nicht Alkohol trinken und dabei Corona-News lesen Ich soll

Weil: Ich habe am nächsten Tag schlimme Kopfschmerzen. Und überhaupt: Ich wäre auf jeden böse, der sowas Bescheuertes wie ich machen würde.

Wochenrückblick

Gegessen: Reis mit Gemüse (gekocht vom Kind, das so etwas nieee essen würde, außer, es kocht selbst), zweimal Nudeln mit Tomatensoße, Bulgur mit Putenfleisch, Kartoffelbrei mit Rotkraut und Würstchen.

Geguckt: Pandemic (schlechter Zweiteiler, NICHT gucken, außer ihr wollt euch das Gefühl injizieren, Filme bildeten die Realität ab), Frozen (mit den kleinen Kindern), Rico und Oskar und die Tieferschatten (mit den großen Kindern – wobei das mittlere Kind beide Filme sehen durfte), Fridays for Future live bei YouTube, Urbarium live auf Instagram, drei bis sechs Zoom-Events (werden uns definitiv mehr Geräte für die Familie anschaffen müssen).

Gereist: Erstmals. Mit dem Auto (das ziemlich eingestaubt war und nur unwillig starten wollte) einmal quer durch die Stadt in ein fremdes Viertel. Hier findet also der Klavierunterricht statt. Es sieht alles aus wie früher. Die Sonne scheint, Menschen gehen spazieren, warten auf den Bus, Kinder spielen auf dem Rasen. Wir laufen mit Schutzmasken durch diese Szenerie und fühlen uns, als wären wir von einem Seuchenkommande geschickt worden. Tochter: Das ist so peinlich, Mama! Mama: Tochter, stell dir einfach vor, wir sind zwei Notärzte, die zu einem wichtigen Einsatz gerufen wurden! Tochter: Och nö, wir gehen doch nur zum Klavierunterricht (dort wird die Maske aber benötigt, und wir setzen sie vorher rechtzeitig auf! Darum!)

Gearbeitet: Etwas mehr als bisher. Vor allem Dinge kommuniziert, Gesagtes abgetippt, Dinge verschoben und neue Dinge gestartet.

Gehört: Beatles, Paul Kalkbrenner, Tschaikowskij, Dominik Bär.

Gekauft: Hose, Toner, Kies, Sand, Tomatenerde, Masken (diverse)

Konzentration auf einer Skala von 1 bis 10: 2

Coronatagebuch Tag #41

Masken. Spätestens nächste Woche brauchen wir in der Öffentlichkeit Masken.

Ich stehe deshalb auf einer apothekeninternen Warteliste für segelleinentücherne Masken einer Firma, die noch nie Masken produziert hat. Außerdem haben beste Freunde uns fünf Stück OP-Masken geschenkt. Das tut es. Also fürs erste.

Ich fahre für alle Fälle mal zum Drogeriemarkt und sehe nach, ob es vielleicht ein kleines Fünferpäckchen gibt. Man bekommt ja auch Klopapier wieder. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und wenn es keine Masken gibt, kaufe ich eben Kaugummi.

Der Kaugummi gewinnt. Da frage ich das Internet.

Anfragen in den großen Online-Bekleidungs-Shops: Fehlanzeige. Warum auch immer H&M, C&A, Zalando, Esprit es noch nicht geschafft haben kreativ zu werden und umzusatteln, verstehe wer will. Lediglich der baden-württembergische Konzern Trigema ist früh umgestiegen. Wartezeit auf eine Trigema-Stoffmaske derzeit: zwei Monate. Kostenpunkt: 120 Euro.

Aber warum nicht auf einen der zahlreichen Kleinst-Anbieter zurückgreifen, die Ebay- und Etsy-Accounts. Dort variiert der Preis derzeit zwischen 9 und 13 Euro pro Maske.

Ich bestellt für zwei von drei Kindern lustige Stoffmasken mit Dschungeltieren auf Etsy. Für mich dann einen auch postviral total sinnvollen urbanen Hipster-Fahrrad-Schal mit eingebautem FFP3-Filter gegen Pollen, Bakterien und Staub. FFP3! Oh Gott, wie oft ich den tragen werde, ganze drei Mal vermutlich.

Ich habe aber auch noch paar T-Shirts, die ich zerschneiden kann. Und ich habe ungefähr 20 Meter Gummiband. Nähkünste habe ich keine, aber es soll ja ganz einfach sein. Tackern, Kleben, Lochen, Binden. Küchenkrepp, Kaffeefilter, Unterhose falschrum über den Kopf gezogen, was es nicht alles gibt.

Also die WHO oder eine Pharmafirma verdient an meinem neuartigen Konsum nicht mit. Glaube ich. Schickt mir eine WhatsApp-Sprachnachricht, wenn ich da was übersehen haben sollte.

Coronatagebuch Tag #40

Heute fahre ich mit dem E-Bike aufs Kloster. Halte beim Eisverkauf an. Es ist nicht so, dass der Eisverkauf geschlossen gewesen wäre die letzte Zeit. Wir wussten nur nicht, dass es einen Eisverkauf gab bisher. Wir fahren also zum Eisstand, um uns das erste Eis seit dem Lockdown zu genehmigen.

„Sorry, wir haben heute kein Eis. Unser Eis ist aufgetaut. Es ist weg.“

Murphys Eisstand, scheint mir.

Wir bekommen einen Apfelkuchen. Da die Bewirtschaftung geschlossen hat, müssen wir ihn von einem Pappteller auf einem Mäuerchen sitzend verzehren. Über unseren Köpfen zieht ein Flugzeug eine weiße Spur über den Himmel. Es ist das erste Flugzeug, das ich sehe. Ich sehe ihm lange nach. Das habe ich zuletzt ungefähr im Alter von 5 Jahren gemacht.

Der Wald ist vetrocknet. Da lässt sich gar nichts machen. Regnen müsste es mal. Aber das tut es seit fünf Wochen oder länger nicht mehr. Wir sammeln Äste auf, die zwischen unseren Fingern fast zu Staub zerfallen. So trocken sind die.

Ab nächster Woche gibt es in Baden-Württemberg die sogenannte Maskenpflicht. Beim Einkaufen und im Öffentlichen Nahverkehr. Ich liebäugele ja mit einem (keine Werbung) urbandoo. Aber auch hier muss man mit 30 Tagen Lieferzeit rechnen.

Ich gehe einfach nicht mehr einkaufen. Ich fahre nur noch mit dem Fahrrad in den Wald und sammle uns Kräuter. Ab und zu schieße ich Wild.

Einkaufsliste (hilft ja nix)

  • Sandalen in Größe 27 und 31
  • Mundschutz äh Alltagsmaske für 5 Personen in allen Größen
  • Pyjamas in Größe 146
  • Hosen, Röcke, Kleider und Strumpfhosen in Größe M-L