Coronatagebuch Tag #74

Heute kam der Stundenplan der Tochter.

Es gibt ab dem 15. Juni eine Woche lang jeden Tag drei Schulstunden. Dann eine Woche lang Homeschooling. Dann wieder eine Woche drei Stunden in der Schule und so weiter.

Warum man da nicht gleich durchgängig zu Hause weiterlernen kann, frage ich mich.

Warum man da nicht die Schüler einfach in ihrem Homeschooling belässt. (Kinder, die über die technischen Hilfsmittel schwer erreichbar sind, haben sowieo schon jetzt Präsenzpflicht in der Schule – also zumindest unsere Schule bietet das an.)

Warum man die Schule nicht einfach zulässt, bis sie wieder mit allem rundherum öffnet, was Schule ausmacht: die Pausen. Das Mensaessen. Das Singen bzw. der Sport. Lehrer und Schüler jeden Alters. Computerspiele in der freien Zeit. Die Theater-AG. Die sorglos getroffenen Verabredungen der Kinder.

Die Kita hat anscheinend die Notbetreuung ausgeweitet.

Die beiden Kindergartenkinder haben aber noch keine Betreuung, weil ich erstmal eine Menge Paragrafen dazu durchlesen muss. Hier ein Auszug:

„c. eine präsenzpflichtige berufliche Tätigkeit außerhalb der
Wohnung wahrnehmen und dabei unabkömmlich sowie durch ihre berufliche
Tätigkeit an der Betreuung gehindert sind

d. Den Erziehungsberechtigten gleichgestellt sind
Alleinerziehende, die die Voraussetzungen nach b. und c. erfüllen

e. Alleinerziehenden gleichgestellt sind Erziehungsberechtigte
dann, wenn die oder der weitere Erziehungsberechtigte aus
schwerwiegenden Gründen an der Betreuung gehindert ist. Über die
Zulassung entscheidet die Gemeinde (…)“

Anhand dieses Schriftstücks müssen wir entscheiden, ob wir unter die eine oder andere Gruppe von Eltern fallen. Dann müssen wir unter fünf verschiedenen Antragsbögen wählen und diese selbst und teilweise auch vom Arbeitgeber ausfüllen lassen.

Mein Mann hat seinen Stundenplan noch nicht.

Ich habe diese Woche ein Vorstellungsgespräch und im Juni wieder erste Termine mit Präsenzpflicht. Also alles schön übersichtlich weiterhin. Da ist es doch seltsam, dass „wenig Termine haben“ genauso stressig ist wie „viele Termine haben“.

Coronatagebuch Tag #55

Ich überlege schwer, mit dem Coronatagebuch wieder aufzuhören.

Nächste Woche sind wieder reguläre Kinderarzttermine. Und die Literaturgruppe trifft sich wieder, in echt. Ich habe immer noch keinen vorzeigbaren Text dafür geschrieben.

Ab heute haben die Spielplätze wieder offen. Und man darf sich – anscheinend unverzüglich – draußen wieder mit mehr als einer Person treffen. Also können ab jetzt zwei „Hausstände“ zusammen spazierengehen.

Unser Nachbarskind geht ab dem 11. Mai wegen Systemrelevanz wieder in die Kita. Bisher haben ihre Eltern sich mit den Schichtplänen abgewechselt bzw. waren selbst krankgeschrieben oder in Urlaub. Auch alle anderen Kindergartenkinder dürfen ab dem 18. Mai irgendwie wieder in den Kindergarten. Aber nur in kleinen Gruppen, die sich dann irgendwie abwechseln. 

Von politischer Seite ist seit heute auch geklärt, dass jedes Kind vor den Sommerferien irgendwie nochmal die Schule von innen gesehen haben soll. Das bedeutet für die meisten Kinder, dass die Schule für sie am 15. Juni wieder beginnt. Die Klassen dürfen nur abwechselnd im Schulgebäude sein, müssen in kleinen Gruppen unterrichtet werden und Lehrer der Risikogruppe bleiben weiterhin zu Hause. Das ergibt unterm Strich etwa drei Stunden Unterricht pro Tag. Der Rest wird weiterhin zu Hause erledigt. Im entsprechenden Beitrag auf der Seite unseres Bundeslandes heißt es: „So haben alle Schülerinnen und Schüler bis Schuljahresende noch mindestens zwei Schulwochen Präsenzunterricht an der Schule.“ Das hat sich dann ja gelohnt.

Auch alle Cafés, Restaurants und Ferienhäuser/ Hotels sollen im Lauf des Monats Mai wieder öffnen. Ins Ausland darf man dann wohl kaum. Aber pünktlich zu den Pfingstferien steht dann innerdeutscher Urlaub an. Also vielleicht. Wenn man in Hotels tatsächlich auch übernachten darf. Und auch einfach so Freunde oder Verwandte besuchen. Vielleicht sogar in Berlin? Das wünscht sich unser Fast-Schulkind schon lange.

Vielleicht kann das Kind im Juli sogar ganz normal Geburtstag feiern. Wie das genau aussehen soll, nachdem der Kontakt zu fast allen Kindergartenkindern abgebrochen ist, weiß ich nicht. Aber so oder so wird es im September einen ersten Schultag geben. Und einen Schulranzen und eine Schultüte. In welchem Rahmen auch immer wir dann Einschulung feiern.