12von12 im Juni

12 von 12 ist eine Challenge. Man macht am 12. eines Monats 12 Bilder und postet sie irgendwo im Internet. Das wars schon. Die Idee hatte vor Urzeiten das Blog Draußen nur Kännchen.

Ich nehme den Zug zur Arbeit. Es ist 5 Uhr 40 und schon hell. Guten Morgen. 1von12

Um 7 Uhr Durchfahrt Güterzug durch Bahnhof Rastatt. 2von12

Der Lindenbaum, der sich vor Blüten biegt, ist bienenlos. 3von12

Mittagessen mit Gutscheinheft. 4von12

Frühe Rückfahrt. Erstmal mit der Straßenbahn in die City einkaufen. 5von12

Himmel über Karlsruhe für @anastasiaumrik. Es ist 18 Uhr. Noch anderthalb Stunden bis zu Hause. 6von12

Heimfahrt. In der Tasche sind jetzt Grillfleisch, Gurken, Kaffeefilter und Knoblauchbrot für das Strohwitwendasein. 7von12

Muss noch ein paar Zugbilder machen, um heute noch auf 12 zu kommen. Hier seht ihr Gaggenau, die Murgtalschönheit. 8von12

Ich musste in den vorderen Wagen umsteigen, damit ich am Ende des Verbundgebiets nicht abgehängt werde. 9v12

Unser Dorf ist einfach das allerschönste. Isso. 10v12

Wir haben hier auch das allerschönste Sägewerk im ganzen Schwarzwald. Zu sehen im Schwarzwaldkrimi (Link auf ZDF-Mediathek). 11v12

Ich höre Gustav und denke über Österreich nach. Hätte ich anstatt der Wasabi-Nüsse besser die Grillfackeln fotografieren sollen? Gedanken zum Abend. 12v12

Unser Kiez. Oder: Unser Dorf und wir

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Wenn ich meinen Sohn in den Kindergarten bringe, muss ich einmal quer durch den Kiez. Ne, Spaß. Wenn ich meinen Sohn in den Kindergarten bringe, und es ist einer der seltenen Tage, an denen mir die vielen Steigungen nichts ausmachen und an denen es nicht regnet, dann fahre ich mit dem Fahrrad durch unser wunderschönes Dorf.

Zuerst kommen wir durchs Sägewerk. Das ist für kleine Kinder eine Attraktion, aber nicht nur für die. Auch wir Großen staunen, wenn wir den Forwarder auf Schienen hin- und hergleiten sehen, geräuschlos fast, hörbar nur das Poltern der ganzen Stämme, die er hin- und herwirft. Jeden Werktag, von halb 7 bis 18 Uhr oder später gleitet der Riese hin und her, im Dunkeln ausgestattet mit hellen Scheinwerfern.

Wir fahren quer durch das Sägewerk, weichen den Seitenstaplern aus, den Schlange stehenden Lkw aus aller Welt und dem Radlader, der so riesengroß ist, dass er ein ganzes Wohnzimmer wegschieben könnte. Das macht er aber nicht, sondern er schaufelt täglich Berge von Sägespänen in Lkw hinein, die brummend und schnaufend damit talabwärts verschwinden.

Dann fahren wir an der Wiese mit den Kühen vorbei. Zwei Kühe sind es. Immer. Bis auf die wenigen Tage, an denen sie nicht zu sehen sind. Dann sagt mein Sohn: „Die Kühe sind im Stall“, und die Welt ist für ihn in Ordnung. Manchmal sehen wir weiter weg auch zwei Pferde.

Im Winter ist die Wiese überschwemmt. Sie kann Teil eines Flussbetts werden. Im Sommer macht die Familie Z. dort Heu, mit unterschiedlichen kleineren Maschinen und einer Heugabel.

Dann kommen wir an den zwei Schweinen vorbei. Ich weiß gar nicht, zu wem sie gehören. Vielleicht gehören sie zu dem betreuten Wohnen, einem Haus mit stillen Bewohnern, die manchmal laut Musik hören, und die auch Enten, Hühner und Hasen besitzen. Die Schweine sind schonmal ausgebüxt. Auch die Pferde. Und auch die Ziegen, eine ganze Herde. Aber ich schweife ab.

Nach den Schweinen fahre ich einen Fußweg entlang, der eigentlich zu schmal ist für mein Fahrrad und komme zu den Gasthäusern. Es sind zwei, beide sind nicht mehr in Betrieb. Das eine ist ochsenblutrot gestrichen und steht in einem alten Obstgarten. Fast könnte es die Villa Kunterbunt sein, wenn darin nicht ein Paar seine alten Tage verlebte.

Das andere Gasthaus ist größer und hässlicher, bietet aber Potenzial für alles Mögliche, finde ich. Daher war es auch bei Immoscout so schnell weg, als Schnäppchen. Kurze Zeit später wurde das leerstehende Gebäude mit Benzin übergossen und angezündet, der Brand konnte aber so schnell gestoppt werden, dass man dem Gebäude von außen nichts ansieht.

Damals, an der Jahreswende 2015/16, Flüchtlingswelle und so, da hätte ich das mehr als fahrlässige Zündeln sofort in Richtung „rechte Gewalt“ geschoben. Denn der alte Gasthof stand im Gespräch, ein Heim für Flüchtlinge zu werden. Um herauszufinden, was der Grund für die (versuchte) Brandstiftung nun war, müsste ich vermutlich eine Sage schreiben. Eine Schwarzwaldsage, bei der sich alle gruseln, die aber alles erklärt.

Dann kommt der Bahnübergang und dann die Holzbrücke über den Fluss. Das ist meine Lieblingsstelle. Im Sommer feiern wir auf der Brücke. Ich weiß zwar nicht so genau wieso, aber es gibt Wurst und Bier und es gibt Feuerwehrleute, die braten und ausschenken. Es gibt auch Blasmusik, es gibt Kuchen, es gibt ein Feuerwehrfahrzeug, das mit den Kindern Runden fährt. Die Kinder stehen mit den nackten Beinen im Fluss, und die Großen sitzen auf derselben Bierbank wie im Jahr davor, mit denselben Bekannten am Tisch, so als wäre zwischen dem letzten Sommer nicht ein Jahr sondern nur eine Stunde vergangen.

An den weniger heißen Tagen stehen die Fliegenfischer ganz in schwarzen Gummisachen im Fluss und fangen Forellen. Jetzt im Winter ist der Fluss ein Gebräu, das Äste und Einkaufswagen ablädt.

In der Adventsszeit führt auch der Adventsweg über die Brücke, die zwei Teile eines Dorfes oder zwei Teil-Dörfer miteinander verbindet. Dann sind an allen Pfosten Zweige festgemacht, überall flackern Teelichter und Kunstbelichtung, und alle haben es schön, oder wollen es zumindest schön haben.

Ich überquere die Bundesstraße und komme noch an drei Häusern vorbei, bevor der Weg abbiegt hinauf zur Kirche, neben der unser Kindergarten steht. Das letzte Haus am Waldrand zieht stets meinen Blick auf sich, denn einmal ganz rundherum türmen sich – Dinge. Autoreifen, Spielzeug, Bücher, Gartengeräte, Teile für irgendwas, Krims und Krams. Es sind Türme, ganze Städte.

Das erinnert mich immer an eine Nachbarin in meiner ehemaligen Heimatstadt, die sich nicht trennen konnte, oder zumindest: die nichts wegwerfen konnte. Alles, alles was sie auf Flohmärkten geschenkt bekam, stellte sie in den Vorgarten ihres Mietshauses, ausdrücklich zum Wegnehmen. Das waren meist alte Bücher und Keramik. Aber immer mal wieder waren auch Kindersitze, Hochstühle, Babybadewannen und größere Spielzeuge mit dabei. Das rissen wir Neu-Eltern natürlich an uns, versteht sich.

Jetzt biege ich ab, Wald rechts, Fluss links, und fahre hinauf zur Kirche, die meinen Kindern viel Begeisterung entlockt. Sie wird liebevoll „Ding-Dong“ genannt. Da sie an den Kindergarten angrenzt, läutet sie hier immer besonders LAUT. Dann heißt es „DING-DONG!!!“ (gebrüllt).

Ja, bei uns ist was los.

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Ich freue mich, dass dieser Beitrag teilnehmen durfte in der Reihe #kiezmitkind bei Mami Rocks. Hier geht der Artikel, wie er bei Mami Rocks erschienen ist: http://mamirocks.com/leben-mit-kindern-im-schwarzwald-oder-mein-dorf-und-ich/

Schöne Landschaften machen mich glücklich – mir fehlt hier allerdings ein guter Indie-Schuppen

Interview mit einem Land-Blogger 

Wer sind sie: die “Stadteier”, deren Zeit in der Stadt irgendwann abgelaufen war? Die auf dem Land erst so richtig Beruf und Berufung fanden? Die noch immer nach etwas suchen, was sie vielleicht nur in der Stadt finden können? Die auf dem Land endlich ihren Sehnsüchten Raum verschaffen konnten? Die Kompromisse eingingen und dabei erwachsen wurden?

Landfamilie fragt, gestandene Land-Blogger antworten.

Teil III: Plötzlich Pfarrerin.

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Wie lange ist es her, dass du das Land– gegen das Stadtleben getauscht hast und warum das Ganze?

Ein Jahr und zwei Monate. Ich bin Pfarrerin im Probedienst und dafür wird man auch auf Stellen „entsandt“, die im ländlichen Raum liegen. Viele haben Angst vor dem Pfarramt auf dem Land und ich hatte auch Schiss, vor allem davor, auf einmal alleine verantwortlich für alles zu  sein. Ich wollte aber auch wissen, ob ich das hinkriege oder nicht – deshalb bin ich hier.

Du kommst abends mit dem Auto oder mit dem Zug in dein Dorf zurück. Woran merkst du, dass du „nach Hause“ kommst?

Die Kompostkatze huscht auf das Nachbargrundstück und der feine Duft von Marderkacke steigt mir in die Nase. Wenn ich über die Hintertür ins Haus will, muss ich an einem kleinen, wieder sehr verwildertem Stück Garten vorbei, das meine Schwiegermutter in spe im Sommer hübsch gemacht hat. Nach Hause kommen heißt für mich auch die wiederkehrende Erkenntnis: ich sollte dringend mal was im Garten machen. Und Lagerfeuer gegen den ganzen Pappmüll von der letzten Ikea-Bestellung.

Was sagen deine Kinder / dein Partner über das Landleben? Kannst du diese Meinung teilen?

Meinen Partner zieht es zurück in die Großstadt. Ich kann ihn verstehen, brauche den Trubel einer Metropole für mich aber eher weniger.  Ich mag es, ein Haus und den Garten zu haben und hätte gerne mehr Zeit, beides zu genießen. Im Sommer ist es bei mir in der Gegend mit den ganzen Seen einfach wundervoll. Unlängst habe ich entdeckt, dass schöne Landschaften mich glücklich machen – vielleicht ein Zeichen des einsetzenden Alterungsprozesses?

Ein Blick zurück: Vermisst du etwas, das es nur in der Stadt gibt? Oder hast du aufgehört, etwas zu vermissen? Warum?

In der Stadt war ich viel aktiver bei Instagram, Eye Em und Twitter – das hat stark nachgelassen, weil ich nicht mehr mit den Öffentlichen unterwegs bin (die gibt es hier einfach nicht). Die Anonymität der Großstadt fehlt mir manchmal – hier kennen mich alle. Vor dem ersten Kaffee ist das unangenehm. Ich vermisse weniger die Stadt als mein studentisches Leben in der Stadt. Mir fehlt hier allerdings ein guter Indie-Schuppen, aber die werden auch in den großen Städten weniger, vielleicht auch ein Zeichen des Alterungsprozesses.

Ein Blick in die Zukunft: Lebst du auch noch im Alter auf dem Land? Warum / warum nicht?

Hm – wenn Land mit Haus und riesen Garten und Alleinsein zu tun hat, dann eher nicht, dafür bin ich zu faul. Aber wenn Land heißt, zusammen mit anderen vielleicht endlich die Kommune auf dem Land gründen, dann ja. Und wenn ich mein Gärtnerinnen-Ich in der Zwischenzeit wiederfinde.

Zur Person: Plötzlich Pfarrerin will anonym bleiben. Ihr gutes Recht. Aus dieser Anonymität heraus informiert sie uns hoffentlich weiterhin so glasklar und ironisch über ihr Vorantasten im neuen Job. Wie vom Vorhaben, mit Hilfe ihrer Gemeinde das Rauchen aufzugeben, über die Weitläufigkeit ihres Bezirks aka Das große, waldige Gemeindewesen oder das noch schnell gemeinsam essen gehen nach dem Gottesdienst. Aber auch alle anderen Beiträge der Pfarrerin sind höchst amüsant. Unbedingte Leseempfehlung!

Warum ich das Landleben der Stadt vorziehe: Weniger Konsum und Reizüberflutung

Interview mit einem Land-Blogger 

Wer sind sie: die “Stadteier”, deren Zeit in der Stadt irgendwann abgelaufen war? Die auf dem Land erst so richtig Beruf und Berufung fanden? Die noch immer nach etwas suchen, was sie vielleicht nur in der Stadt finden können? Die auf dem Land endlich ihren Sehnsüchten Raum verschaffen konnten? Die Kompromisse eingingen und dabei erwachsen wurden?

Landfamilie fragt, gestandene Land-Blogger antworten.

Teil II: Verena vom Blog Mami Rocks.

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So oder so ähnlich sieht es für Verena aus, wenn sie nach Hause fährt.

Wie lange ist es her, dass du das Land- gegen das Stadtleben getauscht hast und warum das Ganze?

Wir sind 2009 zur Geburt unseres ersten Kindes aufs Land gezogen. Unsere erste Wohnung lag auf 1.100 m inmitten von Bergwiesen und Steilhängen im Außerfern, einer Tiroler Gegend deren Name wirklich Programm ist. Diesen Platz haben wir schon gefunden bevor ich schwanger war. Wir pendelten gut ein Jahr zwischen Stadt und Land. In dieser Zeit wurde uns klar, dass wir unsere Kinder auf dem Land aufwachsen lassen wollten. Wir haben beide unsere eigene Kindheit in kleinen Dörfern verbracht – vielleicht liegt es daran.

Du kommst abends mit dem Auto oder mit dem Zug in dein Dorf zurück. Woran merkst du, dass du „nach Hause“ kommst?

An den Bergen! Wenn ich aus dem Zugfenster blicke, und die Alpen plötzlich wieder majestätisch und präsent sind, weiß ich, warum ich hier wohne. Ich verspüre ein richtiges Glücksgefühl, wenn ich nach einer Stadtwoche in München wieder heimkomme. Warum ich aber Städte auch nicht missen möchte, könnt ihr in dem Artikel Stadtkind nachlesen. Aufgrund meiner Jugendzeit in Rom habe ich mich eigentlich immer ans Meer gewünscht und es hat mich anfangs sehr verwundert, dass ich so eine Liebe zum Gebirge aufgebaut habe. Aber vielleicht ist es einfach die natürliche Umgebung, die mir so gut tut, egal ob Meer oder Fels und Wald.

Was sagen deine Kinder / dein Partner über das Landleben?

Es war unsere gemeinsame, bewusste Entscheidung. Die Kinder kennen kein anderes Leben. Manchmal machen wir Urlaub in der Stadt, z.B. in München und diesen Sommer in Wien, und das finden unsere Landeier dann immer großartig. Sie würden den ganzen Tag nur U-Bahn, Tram und Rolltreppe fahren, wenn man sie ließe. Außerdem scheinen sie der Meinung zu sein, ich müsse bei jedem Geschäft etwas kaufen. Ein weiterer Punkt, warum ich das Landleben der Stadt vorziehe: weniger Konsum und Reizüberflutung.

Kannst du diese Meinung teilen?

Ja, voll und ganz. Wenn ich mich nach Stadtluft sehne, organisiere ich mir eine One-Woman-Show, fahre ins Büro, treffe Freunde, gehe essen, tanzen und tue ganz alleine wonach mir der Sinn steht.

Ein Blick zurück: Vermisst du etwas, das es nur in der Stadt gibt? Oder hast du aufgehört, etwas zu vermissen? Warum?

An Städten mag ich besonders ihre Subkultur. Städte sind im Werden begriffen. Es entsteht ständig neues, es liegt Veränderung und Kreativität in der Luft. Die Menschen sind offen, aufgeschlossen und oft ein bisschen experimentierfreudiger, ja verrückter als auf dem Land. Es tut mir gut, mir ein Fahrrad zu schnappen und quer durch den Münchner Sommer zu radeln und das alles aufzusaugen.

Ebenso liebe ich es, neue Städte zu entdecken (Berlin ich komme – hoffentlich allein im Mai zur Blogfamilia!) oder an Plätze zu reisen, an denen ich lange nicht war, wie letzten Sommer in Wien, als mich eine hochschwangere Freundin für eine Reportage von einem pulsierenden Hotspot zum nächsten chauffiert hat. Meine absoluten Lieblingsstädte, die ich sehr vermisse heißen Rom, Lissabon, Barcelona, Hamburg und London.

Immer wenn ich mit den Kindern zusammen bin und mir vorstelle wie es wäre mit ihnen in einer dieser Metropolen zu leben, vermisse ich gar nichts.

Ein Blick in die Zukunft: Lebst du auch noch im Alter auf dem Land? Warum / warum nicht?

Keine Ahnung. Mir gefällt es gerade, wo ich bin und da wir in den letzten Jahren sehr oft umgezogen sind, bis wir den idealen Paltz gefunden haben, möchte ich hier auch ganz lange bleiben. Aber das Leben ist Veränderung und wer weiß, wo es mich noch hinverschlägt? Ich hätte demjenigen auch einen Vogel gezeigt, der mir vor 10 Jahren erzählt hätte, dass ich mal in Tirol leben würde.

Zur Person: Verena betreibt (zusammen mit Maia) aus ihrer Tiroler Isolation heraus den kosmopolitischen Blog Mami Rocks. Hauptberuflich schreibt Verena für Reise-, Genuss-, Hotel- und Gastronomiemagazine. Business, Travel, Yoga, Food, Fun sind auch die Hauptüberschriften in ihrem Blog – und ja, das sind Kategorien, die man eher in urbanen als in ländlichen Gegenden vermutet.
So kann man sich auf Mami Rocks ganz exquisit über touristische Haupt- und Nebenschauplätze in Städten wie Rom, Lissabon, Wien und München informieren (an dieser Stelle muss ich als Ein-Bisschen-Bayerin Verenas Artikel Münchner Momente empfehlen).
Doch in Verenas Brust schlagen, ach, zwei Herzen. Und so kehrt sie nach ihren beruflichen und kulturellen Eskapaden in diversen Großstädten immer mit doppelter Motivation den Rückweg in die Tiroler Bergwelt an, wo seit sieben Jahren ihre Familie (3 Kinder) und mittlerweile noch so vieles andere beheimatet ist.
Toll sind die Momente, in denen Verena uns an ihren Ideen rund ums Familienleben teilnehmen lässt. Zum Beispiel beim Einkaufen mit Kindern, beim Wandern mit Kindern und Essen gehen mit Kindern, und, natürlich, beim Skifahren mit Kindern (aka: runter kommen die Kleinen immer. Wie aber rauf?).
Ich freue mich, Verena bald in Nürnberg auf der Eltern-Blogger-Konferenz denkst zu treffen!

„Vielleicht stelle ich mir dann eine Bank vors Haus und unter der Bank liegt ein alter Hund und schnarcht, und auf dem Schoß eine dicke verfilzte Katze.“

Interview mit einem Land-Blogger 

Wer sind sie: die „Stadteier“, deren Zeit in der Stadt irgendwann abgelaufen war? Die auf dem Land erst so richtig Beruf und Berufung fanden? Die noch immer nach etwas suchen, was sie vielleicht nur in der Stadt finden können? Die auf dem Land endlich ihren Sehnsüchten Raum verschaffen konnten? Die Kompromisse eingingen und dabei erwachsen wurden?

Landfamilie fragt, gestandene Land-Blogger antworten.

Teil I: Die Odenwälderin vom Landlebenblog.

Bank vor dem Haus

Wie lange ist es her, dass du das Land- gegen das Stadtleben getauscht haben und warum das Ganze?

Ich lebe jetzt seit satten 15 Jahren auf dem Dorf, aber ich habe mich ursprünglich langsam herangetastet. Von wegen drohendem Kulturschock undsoweiter. Von Berlin über Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen, dann in den tiefsten Odenwald, aufs Dorf mit 360 Einwohnern, nach dem Motto: wenn schon, denn schon. Ich kannte weder das besagte Dorf, noch den Odenwald, aber mein Chef suchte händeringend –  und bis dato vergeblich –  jemanden, der in die Provinz zieht, um von dort als Provinzreporter für den SWR und die gesamte ARD zu berichten. Und weil ich ohnehin aus dem herkömmlichen Karriere-Karussell aussteigen wollte, nahm ich den Job. Zum Entsetzen aller städtischen Freunde. Die sind inzwischen aber in der Mehrzahl neidisch.

Du kommst abends mit dem Auto oder mit dem Zug in dein Dorf zurück. Woran merkst du, dass du „nach Hause“ kommst?

Mit dem Zug?? Mit was für einem Zug? Ohne Auto geht hier nichts. Aber wenn die Straßen immer schmaler, immer schlechter und immer leerer werden, der Wald immer dichter und die Aussichten bis an den Horizont immer schöner, dann weiß ich, daß mein Dorf nicht mehr weit sein kann. Und daß zuhause der Gatte in der Küche steht, die Hühner auf der Stange sitzen, die Hunde sich freuen, die Katze schnurrt und im Kamin ein Feuer brennt. Das fühlt sich fast ein bißchen wie zuhause an.

Was sagen deine Kinder / dein Partner über das Landleben? Kannst du diese Meinung teilen?

Der Gatte kennt und liebt das Landleben, 16 Jahre hat er einen Hof in Italien gehabt. Und da fangen aber leider die Probleme an. Das Wetter in Badisch-Sibirien ist mit dem in der Emilia nicht so recht vergleichbar, wir haben hier im Odenwald sechs Monate Eis und Schnee, und den Rest des Jahres isses kalt. Für den Gatten ein gewisser Alptraum, aber er trägt es mit Fassung. Ich habe ihm versprochen, daß wir wegziehen, wenn wir im Lotto gewinnen. Irgendwohin, wo es warm ist. Schließlich ist er ja nur meinetwegen hier.

Ein Blick zurück: Vermisst du etwas, das es nur in der Stadt gibt? Oder hast du aufgehört, etwas zu vermissen? Warum?

Ich vermisse den Griechen in den U-Bahnbögen am Savignyplatz. Ob es den noch gibt? Und ich vermisse nette Cafes und kleine Bars, aber ich versuche, es nicht zu vermissen, es hilft ja nichts. Die kulinarische Infrastruktur, überhaupt eine gewisse Ess- und Trinkkultur muß man auf dem Land ja mit der Lupe suchen, hier muß man schaffe‘, nicht herumsitze‘ und faulenze‘ und genieße‘. Seufz.

Und ich vermisse Menschen, die mal sagen „Au ja, das klingt wie eine tolle Idee, das probieren wir!“ und nicht immer nur „Geht nicht, gibt’s nicht,  und am besten bleibt alles, wie es ist.“ Ich bilde mir ein, in der Stadt gäbe es solche Menschen, aber vielleicht irre ich mich auch.

Ein Blick in die Zukunft: Lebst du auch noch im Alter auf dem Land? Warum / warum nicht?

Puh, schwierige Frage. Das Leben wird mit fortschreitendem Alter auf dem Lande wohl nicht leichter. Keine Läden, kein Nahverkehr, immer weniger Ärzte. Aber will man als Rentner gerne in Berlin oder in Hamburg sein? Ich denke ungern über dieses Thema nach. Aber vielleicht werde ich auch so eine verschrobene Land-Alte, ich stelle mir dann eine Bank vors Haus und sitze in meiner Kittelschürze da und plaudere mit allen, die vorübergehen, und unter der Bank liegt ein alter Hund und schnarcht, und auf dem Schoß eine dicke verfilzte Katze, und es gibt jeden Tag Kartoffeln aus dem Garten und dazu Spiegeleier aus dem eigenen Stall. So könnte ich mir das vielleicht doch vorstellen.

Zur Person: Friederike Kroitzsch aka die Odenwälderin ist SWR-Journalistin in Nordbaden. Zum allerersten Mal ist sie mir Tatsache nicht im Internet, sondern in der Rhein-Neckar-Zeitung begegnet. Fast täglich schreibt sie auf ihrem Blog über die Gegenstände, Tiere und Menschen auf dem Land  und macht sehenswerte Fotos dazu. Ob ausgefallene Ausflugstipps, die angestaubte Gaststätte, die provinziale Kaffeehauskultur oder die Begegnung mit der Einsiedlerin: alles ein wenig skurril, alles liebenswert und mit großer Detailtreue und Warmherzigkeit geschildert. Ich hoffe, ich lerne die Landlebenbloggerin irgendwann mal in echt kennen. Das wäre toll.

 

Stadteier auf dem Land. Eine Umfrage unter Landbloggern

Ich will wissen, wer sie sind:

Die Stadteier, deren Zeit in der Stadt irgendwann abgelaufen war.

Die auf dem Land erst so richtig Beruf und Berufung fanden.

Die noch immer nach etwas suchen, was sie vielleicht nur in der Stadt finden können.

Die auf dem Land endlich ihren Sehnsüchten Raum verschaffen konnten.

Die Kompromisse eingingen und dabei erwachsen wurden.

Tag für Tag seit meinem Umzug vor 10 Monaten stelle ich mir viele Fragen. Fragen, die ich mir vielleicht gar nicht als erste stelle?  Die andere längst schon, und viel besser beantwortet haben als ich? Ich habe einen Blick in die Runde geworfen und bin dabei auf viele tolle Blogs gestoßen, die ich sehr gerne lese.

Und dann habe ich mir ein Herz gefasst und diese für mich einmaligen Co- Blogger um ein Interview gebeten. In den nächsten Tagen oder Wochen erwarten euch also einige Porträts von Bloggern, die aus der Stadt aufs Land gezogen sind. Den Anfang macht meine geliebte Odenwälderin vom Landlebenblog, die von Berlin in die tiefste baden-württembergische Provinz gezogen ist. Es folgt Verena von Mamirocks, die mit drei Kindern von München ins ländliche Tirol zog – und die ich sehr wahrscheinlich bald in Nürnberg auch wirklich kennenlernen werde. Schließlich Plötzlich Pfarrerin, die, man ahnt es, von Berufs wegen aus ihren städtischen Zusammenhängen gerissen wurde.

Vielleicht gesellen sich mit der Zeit noch ein weitere Stadteier dazu. Also: bald mehr! Hier!