Blogparade Mutter-Kind-Kur – Auswertung

Vielen Dank, dass Ihr bei der Blogparade  zur Mutter-Kind-Kur teilgenommen habt! Das hat mich total gefreut.

Eines vorweg: 8 der 13 Beiträge waren eindeutig positiv, zwei fielen negativ aus und drei Beiträge verbuche ich unter „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“.

Mithilfe Eurer Beiträge habe ich eine ganze Menge nützlicher Tipps für künftige Mutter-Kind-Kuren gesammelt rund um die Antragstellung, Packliste, Rechtliches.

Eure Gründe, eine Kur anzutreten, Eure Erwartungshaltung, Euer Durchhaltevermögen bei Durststrecken (wie Einsamkeit) sind insgesamt sehr unterschiedlich. Auch das Angebot in den Kliniken unterscheidet sich teilweise wie Tag und Nacht.

Doch einige Erkenntnisse ziehen sich durch (fast) alle Eure Berichte. Kurz zusammengefasst:

  1. Nicht mit zu kleinen Kindern auf Kur fahren (Stichwort Eingewöhnung in der Kur-Kita)
  2. Nicht schwanger auf Kur fahren (wenn man die Kurse alle mitmachen möchte)
  3. Jeder hat bei der Kurklinik freie Wahl, die Wunsch-Klinik muss jedoch häufig mit Bestimmtheit gegenüber der Krankenkasse durchgesetzt werden
  4. Die Ärzte und Therapeuten vor Ort müssen manches Mal überredet werden, die passenden Anwendungen / Kurse zu verschreiben oder überhaupt zuzuhören
  5. Nicht zu viel von den Behandlungen erwarten und die Kur am besten als „Urlaub vom Alltag“ genießen

Da kann ich nur sagen: Hätte ich das alles mal vorher gewusst.

Wer jetzt noch Zeit und Lust oder das Bedürfnis hat, sich weiter ins Thema Mutter-Kind-Kur einzulesen, dem möchte ich die Berichte nicht länger vorenthalten. Weiter im Text!

PRO

Allerlei Themen (Petra): Eine Erholung war es. Aber: Nicht mit (zu) kleinen Kindern! Und: Ein Ratgeber

Petra (war in Boltenhagen an der Ostsee) hat einen lesenswerten Ratgeber zusammengestellt. Auf was sollte man achten, bevor man in die Kur fährt? Was muss ich im Vorfeld wissen? Wie viel kostet eine Kur? Werde ich als Arbeitnehmer weiterhin bezahlt?

Petra schreibt, eine Kur mit kleinen Kindern sollte man nur machen, wenn man sie auch (gerne) in fremde Hände geben möchte. Eine Eingewöhnungszeit gibt es im Kur-Kindergarten nicht.

Petra ist zufällig an ihre Kurklinik „geraten“ und war mit der Einrichtung sehr zufrieden.

Was hat Petra aus ihrer Kur mitgenommen:

„3 Wochen nicht putzen, einkaufen oder kochen: Super Erholung! Genau das wollte ich (…) Ich weiß jetzt: Ich schaffe auch 8 Stunden Zugfahren mit meinem Kind, ich habe Freunde, denen ich vertrauen kann UND ich werde zu Hause vermisst!“


Ein Haufen Liebe (Sandy): Rundum zufrieden

Auch Sandy war mit ihrer Kurklinik (auf Rügen) sehr zufrieden. Sie hatte die Klinik im Vorfeld selbst ausgesucht.

Was Sandy aus ihrer Kur mitnimmt:

– meine Familie ist mir das wichtigste und die geb ich nie mehr her
– ich habe tolle, für ihr Alter recht selbstständige Kinder, auf die ich mich verlassen kann
– ich mache schon viel “ richtig“ in unserer Erziehung und den Rest lerne ich nach und nach
– es ist egal, was andere denken (an dem Punkt arbeite ich noch weiter)


Tulpentopf (Tina): Die kleinen Dinge wieder schätzen lernen

Tina (sie war in der Ostseeklinik Zingst in Boltenhagen) zieht ein Jahr später Bilanz. Ihre Kinder erinnern sich noch gut an die Zirkusnummer, die sie ihren Müttern vorgeführt haben. Aktivitäten wie Weben, Trommeln, Stockkampf haben den Kindern – und ihrer Mutter – gezeigt, wie sie sich im Alltag entspannen können. Zu Hause setzt die Familie dieses „an nichts anderes denken (können) und Spaß dabei (haben)“ u.a. beim gemeinsamen Lego-Bauen und Ausmalen um.

Zwei von drei größeren Schritten, die Tina in ihrem Leben gehen wollte, hat sie seit der Kur schon geschafft: Sie hat die Arbeit im Vereinsvorstand abgeben können und ein Studium begonnen.

Vor der Kur hat Tina sich oft geärgert, wenn sie mal „nichts“ oder „nichts Sinnvolles“ machte. Mit der Kur hat sich ihr Fokus verändert. Ihr Fazit:

„Ich habe gelernt, geduldiger zu sein. Mit mir, mit meinen Plänen, mit den kleinen Dingen. Ich kann mit Langeweile umgehen und wertschätzen, was mir gut tut.“

Interessant sind aber auch Tinas Erfahrungen, den sie bereits direkt im Anschluss an die Kur im Blog festhielt. Hier schrieb sie u.a.: „Du wirst während der Kur nicht von dem geheilt, was du an Leiden mitgebracht hast. Mit ein bisschen Pech wird dieses Leiden nämlich gar nicht erst behandelt oder vielleicht ein einziges Mal besprochen.“ Auch Tinas Kinder kamen um Magen-Darm nicht herum. Insgesamt ist eine Kur sowieso erst was für Kinder ab 5, findet Tina.


Schnuppismama: Info-Blog rund um die Kur in Norddeich

Schnuppismama (Haus ReGenesa in Norddeich) hat ihre Organisation rund um die Kur umfassend beschrieben. So gibt sie bereits Tipps zur Antragstellung.

Wer wie Schnuppismama im Haus ReGenesa in Norddeich zu kuren gedenkt, kann gerne in die Infos rund ums Packen, Parken, Waschen, Zimmeraufteilung, Essen, Qualität und Quantität der Kinderbetreuung etc. reinlesen. Sie beschreibt auch, welche Verordnungen man bekommt und wie der Therapieplan vor Ort aussieht.

Zwischendurch einfach mal „nichts tun“ tat ihr gut. Schön war es auch, einfach loszuziehen und das touristische Programm vor Ort zu genießen. Auch die Andachten bzw. Gottesdienste in der evangelischen Kur-Einrichtung taten ihr gut.

Fazit: Schnuppismama war vor allem von der Physiotherapie und den Sporteinheiten begeistert. Nicht ganz so zufrieden war sie mit dem psychotherapeutischen Teil ihrer Kur. Aber sie lenkt ein:

„Es hätte also hier vielleicht besser laufen können, aber seien wir ehrlich, (…) eine freie Therapeuten-Wahl lässt sich aus Zeitgründen einfach nicht umsetzen. Daher bin ich dennoch sehr zufrieden mit diesem Teil und habe einiges für mich mit nach Hause genommen.“


Frühlingskindermama: Alles steht und fällt mit der Kinderbetreuung oder: Weniger ist mehr

Die Frühlingskindermama (Ostseestrand Kurklinik Klaus Störtebeker) war mit großer Skepsis in ihre Kur gefahren. Zu viele negative Erfahrungsberichte hatte sie vorab gehört und gelesen. U.a. deshalb entschied sie, mit nur einem Kind loszufahren. Sie wählte den Großen, für den sie im Alltag weniger Zeit hat als für ihre anhänglichere Kleine.

Das war sicher eine gute Idee, denn einen Sechsjährigen muss man nicht lange an die neuen Umstände gewöhnen. Dachte die Frühlingskindermama.

Die Kinderbetreuung stellte dann aber als etwas holperig heraus:  1) fand die Betreuung der Kinder meist nur am Vormittag statt, war also zu kurz, 2) ging ihr Sohn auch noch ungern in die Kur-Kita, sodass sie ihn auch mal nur für drei Stunden abgab. Was sie in ihrer Entscheidung, ihre jüngere Tochter zu Hause gelassen zu haben, bestärkte:

„Eine zuverlässige Fremdbetreuung ist unglaublich wichtig für das Gelingen einer Kur. Mit sehr kleinen oder trennungsängstlichen Kindern würde ich mir sehr gut überlegen, auf eine Mutter-Kind-Kur zu fahren.“

Die Frühlingskindermama buchte gleich eine Menge Kurse. Das wurde ihr dann doch zu viel, und so machte sie ab der zweiten Woche weniger.

„Es können lediglich Anregungen zur Bewältigung vermittelt werden und Eltern für typische Probleme sensibilisiert werden. Dessen sollte man sich bewusst sein, sonst wird eine zu hohe Erwartungshaltung sicher nicht erfüllt.“

Die Erwartungen der Frühlingskindermama jedenfalls wurden sicherlich mehr als erfüllt: Sie liebte die Natur rings ums Haus, den nahen Strand und den Wald. Ihr Kind schloss schnell Freundschaften und auch sie fühlte sich in der Gruppe Mütter wohl:

„Gut, dass ich die Kur gemacht habe!“


Mutterseelesonnig (Annette): Kraft tanken in der Wunsch-Klinik, solange die Gesellschaft (noch) nichts für die Mütter tut

Annette fragt sich, warum die Mütter eigentlich so schnell ausbrennen und verbindet ihre Überlegungen mit dem Aufruf, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen.

Was kann man gegen den miserablen Gesundheitszustand vieler Mütter tun? Annette meint:

„Man könnte die Betreuungssituation verbessern, man könnte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern (…) man könnte präventiv Haushaltshilfen verordnen, man könnte bessere Netzwerke für Familien spannen, man könnte bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen (…) Stattdessen hetzen die Frauen sich kaputt und werden alle paar Jahre liebevoll wieder aufgepäppelt.“

Solange die gesellschaftlichen Zustände so sind, nimmt Annette die Möglichkeit einer Kur aber gerne an. Ihr Engagement und ihre Durchsetzungsfähigkeit haben sich bei der Suche nach der richtigen Klinik bewährt:

„Ich hab mir eine Klinik gesucht, gefragt ob der Platz zu meinem Wunschzeitraum frei ist und habe dann genau diese Klinik zu diesem Zeitpunkt in den Antrag der Krankenkasse geschrieben. Die Krankenkasse hat dann gesagt: Nö, zu teuer, such Dir was anderes aus, was aus unserm Katalog. Ich hab dann gesagt: Nö, ich will dahin und nirgends anders! Weil die Klinik aus diesen und jenen Gründen genau richtig für mich ist. Und dann haben die das bewilligt, irre!“

Annette fährt, wann immer sie kann, in ein und dasselbe Kurheim: das Caritashaus am Feldberg, das sich tatsächlich als rundum schönes, übersichtliches und erholsames Haus erwiesen hat (running gag dieser Blogparade: ich war in demselben Haus, habe es aber eher als Stationierung empfunden!).

Annette macht es nichts aus, wenn eine Kur mal ohne ein bestimmtes Konzept daherkommt, wenn sich Leerlauf ergibt und sie dadurch viel Zeit, auch mit den Kindern, verbringen kann. Denn im Alltag als Alleinerziehende mit fulltime job sind es in erster Linie die Entspannungszeiten, die ihr fehlen. Rumlümmeln, Spazierengehen, gemeinsam mit den Kindern im Bett lesen: Das ist Annettes bescheidener Anspruch an die Kur. In ihrem Lieblings-Kurheim kommt dann on top hinzu, dass ihr das Programm wirklich zusagt.

Annette nennt ihren Blogbeitrag „Unter Müttern“. Das sagt eigentlich schon alles. Jede hat eine andere Erzählung, eine andere Erziehungsmethode im Gepäck hat. Nicht immer ist es leicht, die Geschichten und Gewohnheiten der anderen um einen herum zu ertragen.

„Drei Wochen unter Müttern zu sein, ist vielleicht die größte Herausforderung an der Kur.“

Dennoch will Annette auch weiterhin die Mutter-Kind-Kur als eine kurzfristige Lösung von Alltagsproblemen und Burn-out-Gefahr nutzen:

„Und anderem, damit ich weiter die Kraft habe, mich für eine Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen zu Gunsten von Familien und besonders Alleinerziehenden zu engagieren, damit es diese Kuren nicht mehr braucht.“

DANKE, Annette, für Deinen Text, den Du extra für die Blogparade geschrieben hast! *winkt rüber zum Feldberg, wo Du gerade mal wieder auf Kur bist, was sonst!*


Karolina (Linalisu): Dranbleiben, dann wird es auch was mit der Wunsch-Klinik!

In Karolinas Familie sind es vor allem ihre beiden Kinder, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Mit ihrem ersten Kur-Aufenthalt (in Cuxhaven in der Strandrobbe) vor einigen Jahren war Karolina mehr als zufrieden.

Drei Jahre nach ihrer guten Erfahrung beantragte sie zum zweiten Mal eine Kur. Ihr Wunsch, wieder nach Cuxhaven zu kommen, wurde erst nicht genehmigt, aber Karolina blieb hartnäckig an ihrer Krankenkasse dran. Sie schreibt:

„Nicht aufgeben! Widerspruch einlegen und am Ball bleiben. Immer wieder anrufen und nachfragen. Man hat ein Recht auf seine Wunschklinik!“

Wie auch Annette (mutterseelesonnig) wusste Karolina: Jedem steht ein Platz in seiner Wunschklink zu – auch wenn man dann ggf. nicht sofort seine Kur antreten kann. Umfassende Informationen liefert das Müttergenesungswerk. Also: Bevor man an die Krankenkasse schreibt, unbedingt erstmal Beratung hinzuziehen!

Karolina war jedenfalls auch beim zweiten Mal mit ihrer Kur rundum zufrieden. Von der Kinder- und Hausaufgabenbetreuung über die Wattwanderungen bis zum Austausch mit den Ärzten und anderen Eltern: Alles stimmte.

„Immer wieder würden wir eine Kur machen und wir hoffen, dass wir auch ein drittes Mal in die Strandrobbe fahren dürfen.“


Ahoikinder (Ute): Kein Haushalt, kein Job und immer gut zu essen

Ute hatte mit zwei Kindern und ihrem Job und dem Blog schon eine ganze Menge am Laufen. Als sie zum dritten Mal schwanger war, verließen sie die Kräfte. Erst dachte sie:

„Ich bin doch nicht krank! Ich schaffe doch immer alles und habe genug Energie für alles.“

Ihr Körper sagte ihr jedoch anderes, und so bekam sie noch während der Schwangerschaft einen Kurplatz (in der Kurklinik Lindenhof, Nähe Passau).

Ute beschreibt ihre Kur als sehr entspannend. Keine Hetze am Morgen, sehr flexible Kinderbetreuungszeiten. Kein Haushalt, kein Job und immer gut zu essen! Unterm Strich hatte sie somit viel mehr Zeit für ihre Kinder als zu Hause.

Ihre beiden Jungs hatten Spaß bei Fußball- und Indianerspielen, sie selbst erholte sich bei Massagen und Wannenbädern. Einiges war ihr in der Schwangerschaft aus ärztlicher Sicht nicht erlaubt, kneippen und Aquagymnastik zum Beispiel. Ute konnte jedoch ihre Kur-Ärzte überreden, und so durfte sie immerhin bei der Gymnastik im Wasser mitmachen.

Wer mehr über die Voraussetzungen rund um eine Kur erfahren will, liest Utes Interview mit Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks.


CONTRA

Mama arbeitet (Christine): In die Räder der Kur-Industrie geraten

Christine wagt sich über ein Jahr nach Beendigung ihrer Kur (die im Bayerischen Wald stattfand) an ein zweites Fazit, das nicht gut ausfällt. Dafür ist es diesmal ein ehrliches, wie sie sagt.

„Mir schwebte Wellness mit All-Inclusive Verpflegung und Kinderbetreuung vor.“

Stattdessen fand sie sich mit ihren drei Kindern in einem winzigen Zimmer mit Stockbetten wieder:

„Das ganze sah aus wie in einer Jugendherberge. Insgesamt wohnten wir in diesen 3 Wochen auf etwa 15 Quadratmetern.“

Christine wurde in der Kur (ungefragt) auf Diät gesetzt, obwohl sie, um sich erholt zu fühlen, lieber mehr als weniger isst. Hinzu kam, dass für sie keiner der Programmpunkte infrage kam. Kein Wunder, dass sie sich fehl am Platz fühlte und anfing, sich zu langweilen. Tatsächlich sagte ihr die Klinikleitung:

„Tja, Frau Finke, das tut mir Leid – wir wissen manchmal auch nicht, warum die Krankenkassen uns die Leute schicken.“

Aber die tägliche Langeweile war nicht das Schlimmste. Am traurigsten war Christine darüber, dass ihre Tochter den 3. Geburtstag in Quarantäne, also im Zimmer verbringen musste.

„Da war ich so traurig, dass ich (…) weinte, und meine Tochter mich trösten wollte.“

Christines trauriges Fazit:

„Mein Gesamteindruck war, dass ich in die Räder einer Kur-Industrie geraten war, in der Menschen als Belegeinheiten gesehen werden.“


Goldkäferblog (Stephanie): Nie wieder schwanger und mit Kleinkind auf Kur

Stephanie (Kur in Thüringen) fand die Kur mit einem nur 1,5-jährigen Kind beschwerlich. Zum Beispiel war der Wickelplatz im Bad zu eng und es gab nicht mal Seife. Hinzu kam, dass die Wege für so einen kleinen Laufanfänger sehr weit waren. Täglich musste zum Essen mehrmals das Haus gewechselt werden, was sich für die Mutter eines Kleinkindes (mit dem zweiten Kind schwanger) als purer Stress herausstellte.

„Im Allgemeinen fand ich Kur nur anstrengend. Ich habe mich keinesfalls erholt. Ich wollte jeden Tag mehr Heim. (…). Ich bin teilweise aggressiv geworden…“

Stephanies Fazit:

„Ich (…) habe für mich gelernt, dass ich NIEMALS mehr schwanger und mit Kleinkind auf irgendeine Art Kur gehen werde. Ob ich sowas überhaupt wiederholen werde, steht in den Sternen.“ Denn: „Schwanger wirst du behandelt wie ein rohes Ei und mit dem Kleinkind macht es einfach keinerlei Freude, wenn der Kurort gleich so gegen null dafür ausgerüstet ist, obwohl er es zu meinen scheint…“

Interessant ist auch Stephanies Vorbericht. So sagte ihr die erste Kurklinik kurzerhand ab, als die von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Stephanie musste sich dann sehr zügig für ein anderes Haus entscheiden, „denn im Mai würden sie Schwangere bereits auch (hier) nicht mehr aufnehmen.“


Mit 1 lachendem und 1 weinenden Auge

Wiktoria’s life (Wiktoria): Programm & Essen gut, persönliche Beratung schlecht. Und alle werden krank

 

Wiktorias erste Woche (sie war in Neuhaus-Schierschnitz in Thüringen) lief gut an. Unterkunft: geräumig, Ausblick: klasse, Essen: vom Feinsten. Auch das für sie bereitgestellte Programm war passend und ihr Kind ging gerne in die Krippe.

Zur Halbzeit wurden an die dreißig Mütter und Kinder krank: Magen-Darm. Wie auf einer Kur üblich bedeutete das für die Kranken: Quarantäne, also vom Arzt verschriebener „Stubenarrest“. Wiktoria schreibt:

„Leider ist seitdem auch die Stimmung im Haus etwas gekippt. Alle hatten sich verschanzt. Die Kranken, um nicht anzustecken. Die Gesunden, um sich die Pest nicht auch noch zu holen. Unser toller Zusammenhalt, den ich letzte Woche gelobt habe – er war weg. Zwei Tage später sind drei Mamas abgereist.“

Die dritte Woche bringt endgültig Enttäuschung. Entlastende Gespräche mit einem Therapeuten haben bislang nicht stattgefunden. Die Sozialpädagogin nimmt sich erst Zeit für Wiktoria, nachdem diese bei einer Feedbackrunde angegeben hatte, sich nicht genügend versorgt zu fühlen. Doch die Pädagogin kennt sich mit ihrem Problem (ADHS) gar nicht aus. Die Klinikleitung verspricht Abhilfe, doch dann muss Wiktoria wegen ihrem kranken Kind früher abreisen.

Wiktorias hat aber Positives für sich mitgenommen:

„Ich muss gar nichts. Nichts gegen meinen Willen tun, nichts erdulden und schon gar nichts ertragen.“

Sie will in Zukunft öfter „Nein“ sagen können und sie möchte mehr für ihre Bewegung tun.


Mann Kind Koffer (Pseudonym: Mutterstiefchen): Kleinkind und Kur geht gar nicht

Mutterstiefchen (war in Arendsee in Sachsen-Anhalt) missfiel auf ihrer Kur einiges: Die Essenszeiten waren wie im Krankenhaus extrem früh (z.B. Abendessen spätestens um 18 Uhr). Der Ort („liegt gefühlt mitten im Nirgendwo“) war ein Kaff, man konnte nur begrenzt etwas unternehmen. Für ihr Kleinkind (2 Jahre) fehlte ihr die Eingewöhnungszeit für die Krippe. Sie hatte einen vollen Terminplan und musste dafür „bereits am dritten Tag Mini Mann von 8 – 16 Uhr in einer fremden Kita abgeben“.

Am Alter ihres Kindes lag es auch, dass für Mutterstiefchen die ersten zwei Wochen reiner Stress waren. Erst in der dritten Woche wurde es doch noch schön, aber als die Entspannung einsetzte, war die Kur auch schon wieder vorbei.

Ihr Fazit:

„Mit einem Kind in diesem Alter (2 Jahre) würde ich nicht mehr in Mutter-Kind-Kur fahren.“

Dennoch plant sie eine weitere Kur, denn mit einem älteren Kind (und vielleicht auch mit weniger Terminen pro Tag) ist so eine Kur doch eine tolle Sache.


Mamanatur (Anita): Einsam am Strand

Mamanatur zieht erst fünf Jahre nach ihrer Kur Bilanz. Und die fällt hauptsächlich negativ aus. Anita fühlte sich in der Kur einsam, ganz auf sich allein gestellt mit ihren beiden 3-jährigen Zwillingen. Sie vertraute den Erziehern wenig und versuchte, möglichst viel Zeit mit ihren Kindern am Strand zu verbringen. Da sie zu dritt in einem Bett schlafen wollten (Familienbett), wurde Anita mit ihren Kindern „etwas abseits“ untergebracht. Das störte sie nicht, im Gegenteil, hofft sie doch, abseits vom Trubel ein wenig mehr Schlaf zu finden. Dennoch: Tagsüber hätte sie gerne Anschluss zu den anderen Müttern gefunden.

Insgesamt kam Anita ihre Kur „wie ein netter Urlaub“ vor. Aber:

„Die Einsamkeit hat mich sehr mitgenommen“.

Ihr vorsichtiges Fazit:

„Das ist nur meine Erfahrung und jedes Haus ist anders und nicht jede Klinik passt zu jeder Familie, denke ich.“

Meine Kur. Macht mit bei der Blogparade! #meinekur

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Wart ihr schonmal in einer Mutter- oder Vater-Kind-Kur? Hat es euch dort gefallen? Warum? Warum nicht?

Drei Jahre ist sie jetzt her, meine Mutter-Kind-Kur.

Es gab einige Gründe, warum ich diese Kur unbedingt machen wollte, die da waren:

  1. So eine Kur mit Kind steht einem alle vier Jahre zu – warum nicht abgreifen?
  2. Einige Bekannte, die schon eine Kur erlebt hatten, schwärmten davon.
  3. So ein Kind und die damit einhergehende Verantwortung ist immer ein Grund, um sich fixundfertig, alle und schlapp zu fühlen.
  4. Ich hatte seit der Geburt, wie auch schon vorher, immer an irgendetwas gesessen. Gearbeitet, geschrieben, mich beworben, gemacht. Teilweise für Geld. Teilweise freiwillig. Oft des nachts. Jetzt sollte Schluss damit sein! Jetzt war Erholung dran!
  5. Ich habe seit meiner Kindheit Asthma und diverse Allergien. Ich nehme deshalb täglich Medikamente. Ich bin also zusätzlich belastet. Wenn das kein Grund für einen sofortigen Kurantritt ist, weiß ich auch nicht…

Hier lest ihr, was ich in der Mutter-Kind-Kur gemacht habe. Wie das Miteinander war, welche Anwendungen ich hatte & wie hilfreich die waren. Wie die Kinderbetreuung war, wie wir unsere Freizeit gestalten konnten. Und was diese Quarantäne ist & wie man garantiert eine bekommt.

Blogparade #meinekur

Wart ihr selbst schonmal in einer Mutter- oder Vater-Kind-Kur? Habt ihr ein Blog, auf dem ihr ein persönliches Fazit gezogen habt? Oder hattet ihr ein besonderes Erlebnis auf eurer Kur, das ihr mit uns teilen wollt?

Dann seid ihr bei der Blogparade #meinekur richtig. Verlinkt euren Beitrag unter diesem Beitrag in den Kommentaren! Ganz egal, ob ihr euren Beitrag neu schreibt oder ihr einen älteren Beitrag wieder hervorkramt – was zählt, ist eure eigene Sicht auf die Kur.

Die Blogparade startet ab sofort. Deadline ist der 31. Mai 2017.

Nach der Deadline sammle ich eure Beiträge in einem extra Post, verlinke auf jeden einzelnen Beitrag und versuche, ein Fazit aus dem Sammelsurium eurer Beiträge zu ziehen (Darauf freue ich mich schon!).

Ich freue mich über viele unterschiedliche Sichtweisen! Sagt uns eure Meinung!

Optional, aber toll: Verwendet in eurem Beitrag die Tags #meinekur, gerne auch #mutterkindkur #vaterkindkur und #eb2gether und verlinkt auf diesen Beitrag: https://landfamilie.net/category/mutter-kind-kur/

#eb2gether bedeutet „Elternblogs together“ und ist eine Idee von Frida Mercury aka @2kindchaos.

Mutter-Kind-Kur, 19. Tag. Abreise und nie wieder

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Mit einem großen Gefühl der Erleichterung habe ich heute früh mein Frühstückstablett in den Spülwagen geschoben: Nie wieder aufgepumpte Brötchen, auf deren obere und untere Hälfte exakt eine abgepackte Margarineportion passt, nie wieder immerdiegleichen Haferflocken, immerdiegleichen Cornflakes und fader Kaffee mit zu süßer, dünner Milch, all das verzehrt bei einer durchdringenden Note Desinfektionsgeruch. Nie wieder!

Kaution und Pfand rausbekommen. Automat in der Halle liefert keine Chips und keinen Orangensaft, warum?

Dann kommt mein Taxi, bestellt eigentlich auf Kosten der Rezeption, die sich aber nun doch weigert, die Fahrt zu bezahlen, was nicht nur mir, sondern auch dem Taxifahrer aufstößt: Normalerweise wird er doch sofort vom Portier bezahlt!

Der Portier ist heute eine (eigentlich) sehr nette, ältere Dame, die darauf besteht, dass der Empfang das nicht zahlt. Zähneknirschend unterschreibe ich eine Quittung über 21 Euro. So viel kosten die 5 Minuten Fahrt runter nach Bärental. Von dort sind es bis Heidelberg (mit Sparpreis) nochmal 14 Euro.

Am Empfang und auf der Freitreppe ist viel los: Viele Mütter empfangen gerade die wochenends zu Besuch kommenden Väter, Kinder rennen in Papis Arme. Andere brechen gerade zu Wanderungen auf.

Türen zu, Motorstart, die Szene auf der Treppe wird plötzlich lautlos, das Taxiradio spielt die letzten Takte einer Abschiedshymne (oder es klingt so), gleichzeitig fangen einige der Mütter auf der Treppe an zu winken. Das alles geschieht wie in Zeitlupe. Die vielen Mütter und ihre Kinder sehen für einen winzigen Moment lang so aus, wie fürs Gruppenfoto positioniert. Mir kommen die Tränen.

Mit niemandem habe ich in der Kur Freundschaft geschlossen, mich an keine Heilung, kein Versprechen binden wollen. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die alle vier Jahre hier hochkommen. Mir geht es so unvergleichlich gut. Zuhause, bei meinem Partner, bei Freunden, bei einer tendenziell aufsteigenden Kurve meiner beruflichen Tätigkeit, zum zweiten Mal schwanger, mit einem immer gesunden und munteren Kind an meiner Seite, mit dem Vertrauen in das Kontinuum vieler Dinge und mit dem Wissen, überall auf der Welt fremd zu sein.

Und doch…

Alle Beiträge zu unserer Mutter-Kind-Kur gibt es hier.

Mutter-Kind-Kur, 18. Tag. Ausflug an den Aralsee

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2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Wir sind beide wieder ganz gesund, ein Aufheben der Quarantäne ist aber erst abends in Sicht. Ich nehme mein geduldiges Kind an der Hand, in meiner Umhängetasche habe ich Lego, Salzstangen und den DVD-Player mit Bob der Baumeister. So nehme ich sie mit zum Abschlussgespräch unserer Gruppe.

Doch dort werde ich an der Tür abgewiesen: Kinder sind hier nicht erlaubt. Also keine Abschlussrunde. Was für ein Resümee die anderen Mütter meiner Gruppe von der Kur ziehen, werde ich nie erfahren.

Traurig und wütend setze ich mich raus auf die Sonnenterrasse, wo es keinen Schnee mehr gibt, die Tochter im Sand buddelt, als wäre es der letzte Tag auf der Welt mit Sand. Hier treffe ich Tina, eine Mutter, die hier oben urlaubsglücklich ist, viel Sport treibt, schläft und Bücher liest und gar nicht mehr nach Hause will. Ich hingegen verstehe nicht, wie man sich in einer Klinik auch nur ansatzweise wie zu Hause fühlen kann und will: heim.

Frage: Was ist das? Kreuzen sich zwei Bundesstraßen, an der einen ein LIDL, an der anderen ein Schnapsmuseum, im Dreieck zwischen den beiden Straßen der höchstgelegene Bahnhof Deutschlands? Antwort: Bärental (967 m ü.d.M.). Es ist die letzte Station vor dem Caritashaus auf dem Feldberg und gewissermaßen die Verbindung zur Welt. Von dort sind wir mit dem Zug in 50 Minuten in Freiburg und in etwa 10 Minuten bei der Endhaltestelle Seebrugg, das irgendwo in die Täler geklemmt ist.

Achja, fast hätte ich die Pizzeria DaRocco vergessen, der geografische Mittelpunkt Bärentals und ein Lichtblick, wenn kulinarisch gar nichts mehr geht.

Von diesem Bärental aus fahre ich mit meiner Tochter nach Schluchsee. Auch hier, wie auf dem Feldberg, intensive Sonne, knallblauer Himmel, aber nicht ganz so kalter Wind. Man könnte das Sitzen auf der Caféterrasse beinahe als gemütlich bezeichnen.

Der Schluchsee ist der Aralsee des Schwarzwalds. Zumindest sieht es so aus, als sei er mehrer hundert Meter vom Ufer weg ausgetrocknet. Sand wurde angekarrt, wohl damit das schlickige Ufer nicht stinkt. Bojen liegen auf Land zwischen Felsen, die schlanken Kiefern, sonst Uferbäume, stehen am Abhang weit weg vom Ufer und wirken dadurch seltsam bizarr.

Morgen ist Abreisetag.

Alle Beiträge zu unserer Mutter-Kind-Kur gibt es hier.

Mutter-Kind-Kur, 17. Tag. Hallo, Quarantäne

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Jetzt ist es soweit: Wir haben das Einrichtungs-Magen-Darm-Virus.

Gerade habe ich noch eine der schönsten und letzten Anwendungen genossen, ein Vollbad, mit Pinimenthol. Durch und durch gelassen und gewärmt will ich mich im Zimmer aufs Bett legen, da werde ich über Lautsprecher ausgerufen.

Mein Kind hat im Speisesaal gebrochen. Sie ist quietschfidel, muss aber abgeholt werden. Ich nehme sie kurzerhand mit zu meiner Abschlussvisite. Dort werde ich gewogen (1 Kilo zugenommen in 2 Wochen, dank Schwangerschaft) und nach der Wirksamkeit der Maßnahmen gefragt (waren nicht sehr effektiv, aber die Rückenschmerzen sind wenigstens weg). Auch der Bauch meiner Tochter wird abgehorcht, und dann wird sie, obwohl alles normal, unter 48 Stunden Quarantäne gestellt.

Das heißt: Kein Kindergarten mehr bis zur Abreise, Bewegungsfreiheit nur außerhalb der Einrichtung, ansonsten Verbannung ins Schlafzimmer.

Zum Glück macht sie kein Theater. Ich bringe sie aufs Zimmer und laufe alleine los, hole Lego für kranke Kinder und koche Tee. Sie hat Lust auf Obstsaft und Fleisch, ich lasse sie, obwohl es ihr verboten ist.

Zum Abschlussgespräch mit der Psychologin darf ich sie mitnehmen, dann machen wir Abschlussrodeln in der Schneesuppe und Abschluss-Eisessen im Feldberger Hof (noch so eine rein italienische Einrichtung, in der das Personal gemütlich in seiner Landessprache miteinander klönt).

Rechtzeitig zur anberaumten Arztvisite sind wir wieder zurück. Meine Tochter muss sich auf ihr Bett legen, der Arzt hört ihren Bauch ab. Schon ist er wieder draußen, ohne Diagnose, aber morgen früh um halb 9 sollen wir nochmal in sein Sprechzimmer kommen.

Danach bekommen wir beide Durchfall, aber das erzählen wir keinem. Wir haben heute Abend Pizza (italienisch, was sonst!) bestellt, und die lassen wir uns trotzdem nicht entgehen. Zum Glück ist der Arzt gerade rausgegangen, als der Pizzabote kommt. Wir essen im Flur, der von der Abendsonne durch und durch warm ist, es ist warm wie in einem Gewächshaus. In den Speisesaal oder zu anderen Kindern darf meine Tochter ja nicht.

Dann darf ich den DVD-Player für kranke Kinder ausleihen. Mein Kind guckt ihre Lieblingsserie, Bob der Baumeister, und ist glücklich.

Natürlich sollen wir uns jetzt in der Quarantäne noch intensiver desinfizieren als sonst (O-Ton Arzt: „Sonst wir das halbe Haus krank!“). Ein Zusammenhang zwischen Magen-Darm-Infektionen und zu häufigem Desinfizieren (was den Kindern so viel Spaß macht, dass sie den Desinfektionsautomaten am Eingang zum Speisesaal ständig leer machen) wird nicht gesehen. Auch werden keine Schlüsse zur zweimal wöchentlichen Reinigung der Bäder gezogen, bei der das Personal jedes Mal die bakteriozid gewaschenen Handtücher (selbst wenn noch ungenutzt) gegen neue bakteriozid gewaschene Handtücher austauscht. NEIN, da wird kein Zusammenhang gesehen.

Alle Beiträge zu unserer Mutter-Kind-Kur gibt es hier.

Mutter-Kind-Kur, 16. Tag. Eine Delegation kommt und plötzlich gibt es gutes Essen

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Heute habe ich beim Mittagessen gleichzeitig am Buffet gesichtet:

  • Birnen
  • Oliven
  • Gurken
  • Orangen
  • Chinakohl
  • Linsen
  • Kidneybohnen
  • grüne Bohnen
  • Blumenkohl
  • Paprika
  • Zwiebel
  • Lauch
  • Karotten
  • Tomaten
  • Spinat

(die beiden letzteren in Form von Nudelsoße). Diesen plötzlichen Obst- und Gemüseschock interpretiere ich frei nach dem Motto „5 am Tag“: „Fünfzehn alle drei Wochen muss auch reichen!“

Der Grund für den völlig unnötigen Vitaminüberschuss wird bald klar: eine Delegation aus sechs Damen und Herren in Anzügen genehmigt sich heute im Caritas-Haus am Feldberg ein Mittagessen. Vielleicht sind sie von irgendeiner Evaluation, vielleicht von der Elly-Heuss-Knapp-Stiftung. Keine Ahnung. Im Übrigen essen ausgerechnet alle „Dicken“ (bzw. die, die eine Abnehmkur machen) heute nicht im Speisesaal, sondern bereiten sich ihr eigenes Essen in der Lehrküche zu.

Ich habe heute Halsschmerzen. Draußen Tauwetter. Ich habe überhaupt keine Lust auf draußen, auch wenn das die letzten Tage auf dem Feldberg sind. Also setze ich mich wieder an die Artikel, kritzele mit Bleistift Korrekturen aufs Papier. Ich komme erstaunlich gut voran, bin danach aber wieder ziemlich müde. Oder vielleicht hätte ich nicht so viel von den „15 am Tag“ essen sollen.

Nach dem Kindergarten gehen die Tochter und ich geschlagene zwei Stunden basteln. Wie es sich im Schwarzwald gehört, stellen wir „Bollen“ her, Kugeln aus Wolle, auch Pompon oder Bommel genannt, und kleben Schnäbel und Augen darauf. Mein Tochterkind gerät ins Herstellungsfieber, isst und trinkt nebenbei, um sich weiter konzentrieren zu können, während alle anderen schon aus dem Zimmer gerannt sind und ihre Muttis fertigbasteln lassen. Mein Kind <3.

Alle Beiträge zu unserer Mutter-Kind-Kur gibt es hier.

Mutter-Kind-Kur, 15. Tag. Ich bekomme Besuch

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Heute drei Programmpunkte – Atmen, Stimme, Psychologin – gemeistert und nebenbei auch noch die Bürokratie, damit ich hier früher rauskomme. Sogar das Internet war wieder da, sodass ich mir gleich ein Rückfahrticket kaufen konnte. Gerade noch rechtzeitig, bevor die „Sparpreise“ der DB für diesen Tag verfallen (das Ticket ist übrigens so günstig, dass sich nicht mal der Umtausch lohnt, mein altes Ticket kann ich also wegschmeißen – da es personalisiert ist, darf ich es nicht einmal verschenken).

Meine Schwester ist nur kurz da, etwa von 12 bis vier, aber wir freuen uns wie nur was über den „Kontakt zur Außenwelt“. Ganz besonders über die selbstgebackenen Plätzchen und den Marienkäferkreisel. Alles, was in so einer Einrichtung Individualität schafft, ist uns unglaublich willkommen.

Mit meiner Schwester wollen wir auch die erste längere Wanderung auf uns nehmen: 3 Kilometer zum Geheimtipp „Feldsee“ und wieder zurück. Die ersten 500 Meter schafft das Kind locker, auf den nächsten 500 Metern bleibt sie immer wieder stehen und ist nur mit Attraktivitäten wie Rieseneiszapfen oder Plätzchen weiterzulocken. Dann geht gar nichts mehr. Schade, ich hätte so gerne den Feldsee gesehen, aber das war wohl überambitioniert. Der Wald war trotzdem sehr schön: tiefer Schnee, Felsen mit Eiszapfen, murmelnde Bäche. Für uns ist es der einzige Schnee im ganzen Jahr.

Abends kriege ich meine Tochter nicht vom Film „Ice Age“ losgeeist. Sie hat sich in das kleine Baby verliebt. Wir bleiben einfach mit den großen Kindern da und gucken bis zum Schluss. Ich heule ein paar Mal fast vor den ganzen 12-jährigen los. Aber nur fast.

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Mutter-Kind-Kur, 14. Tag. Lange halte ich das hier nicht mehr aus

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2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Ich habe keine Lust mehr und beginne die Zwangspause, die diese Kur auf einmal bedeutet, zu hassen. Das Essen wird gefühlt jeden Tag schlechter, die Internetgeschwindigkeit auch. Ich würde so gerne wie gewohnt nebenher Zeug korrigieren oder recherchieren, ist aber unmöglich. Ich vermisse gutes Fast Food, meine Freunde, meinen Mann, die Freunde der Tochter, meinen Verein, auch meine Arbeit vermisse ich ziemlich. Gleichzeitig muss ich meine Tochter auch noch dauernd bei Laune halten.

Die Entscheidung fällt, als ich Montagmorgens früh um 9 die erforderlichen Übungen bei der Wirbelsäulengymnastik einfach nicht hinkriege, weil: zu schwanger. Da beschließe ich, nicht noch das ganze nächste Wochenende hier durchstehen zu wollen, nur um am darauffolgenden Montag noch einem Kurs beizuwohnen, den ich nicht hinkriege, bevor ich dann dienstags abreise.

Nein, so lange halte ich das hier nicht mehr aus.

Ich hole meine Tochter um 13 Uhr aus dem Kindergarten ab. Sie hatte heute Turnen und ist deutlich besser gelaunt als am Wochenende. Wir gehen zum Mutter-Kind-Basteln, und danach kriege ich sie erstaunlicherweise ohne einen einzigen Meckerton mit auf einen Spaziergang zum Talblick. Sie mag das Knirschen des Tiefschnees unter ihren Stiefeln („Der Schnee knurrt mir“), und die Eiszapfen, die sie unterwegs findet.

Danach teilen sich unsere Wege: Ich will unbedingt zum Stockbrotgrillen, für mich das uneingeschränkte Highlight der Woche, sie lieber rodeln. Eine ganze Stunde lang schlittert sie mit anderen Kinden von den Eishügeln rund ums Haus. Manche Mütter wundern sich, dass ich gar nicht nach ihr gucke.

Bin ich da wirklich so ein Sonderling? Kann ich ein vierjähriges Kind denn wirklich nicht „unbeaufsichtigt“ in einem Hof spielen lassen, in dem es von Müttern und Kindern (von denen die meisten mir meine Kind auch zuordnen können) nur so wimmelt? Vielleicht ist meine Tochter aber auch ein besonders zuverlässiges Kind. Jedenfalls ist sie noch nie einfach so weggelaufen.

Danach will sie noch ins Hallenbad. Ich nicht, aber ich staune über ihre Power und wir gehen hin. Sie ist furchtbar glücklich über das Wasser und darüber, dass wir danach das Abendessen mit auf unser Zimmer nehmen. Danach will sie ins Bett.

Morgen kommt meine Schwester. Wir freuen uns schon riesig über die Abwechslung.

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Mutter-Kind-Kur, 13. Tag. Draußen Schnee, drinnen Desinfektionsmittel

Der Starkregen hat sich in Dauerschneefall verwandelt. Die Pistenbetreiber atmen auf. Es ist so viel heller und heimeliger in der Einrichtung, wenn draußen auf jedem Zweig, jeder Nadel weißer Schnee liegt. Aber das Tochterkind meint, dass Schnee blöd ist und dass sie nicht raus will.

Den Sonntagvormittag schlagen wir irgendwie tot. Pünktlich zu Mittag hört es auf zu schneien. Es gibt Gulasch, der so gut ist, dass wir uns beide Nachschlag holen. Danach müssen wir schnell zum Bus, weil wir auf den Feldberg wollen. Das Kind kriegt fast einen Tobsuchtsanfall wegen irgendwas, aber der Schnee (perfekter, lockerer, pappiger Schnee!) fasziniert sie dann doch.

Wie geplant gehen wir auf dem Feldberg ins „Haus der Natur“, ein sehr heimeliges, nach Holz duftendes, schiffsbauchiges Museum, das Flora und Fauna des Schwarzwalds thematisiert, inklusive 3D-Kino. Wir testen noch kurz die Rodelpiste, aber man sieht kaum etwas vor lauter Flocken. Es hat wieder angefangen zu schneien. Wir fahren also bald wieder zurück, wärmen uns auf und machen dann noch eine Stunde „Sport“ in der Halle (Frisbee, Seile, Barren, Torwand-Schießen, Softball).

Mein Kind und ihre beste Freundin sind beide weinerlich wegen Heimweh. Eine Mutter hat heute Kopfweh. Eine andere, die mit den Antidepressiva, will morgen endgültig nach Hause, weil die Kur ihren Stimmungsschwankungen nichts entgegenzusetzen weiß. Eine dritte läuft mit verweinten Augen rum, will aber trotzdem tapfer sein und die Kur verlängern.

 

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Mutter-Kind-Kur, 12. Tag. Pizza, Graubrot, Teewurst

2014 war ich mit meiner damals Vierjährigen in der Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Wie es dort war, erzähle ich hier im Rückblick.

Starkregen gibt es so wohl nur am Berg. Kein Kindergarten heute. Kind erkältet. Also fällt nicht nur Sandkasten, sondern auch Hallenbad ins Wasser. Wie verbringen den Vormittag dennoch ganz zerstreut in unserem Zimmer. Heizung an, Bauklötze raus, dann hole ich mein Notizbuch und meine Tochter Schere und Kleber. Ich schreibe auf, was an den letzten Tagen so los war und wäre so viel lieber im Internet, was am Arbeiten oder Organisieren. Der Regen trommelt pausenlos. Das Kind bastelt ein Papiermännchen, das mir sehr gefällt.

Im Nebenzimmer ist die Schreckschraube beim Hausaufgabenmachen mit ihrem Sohn schon wieder auf 180. Man versteht jedes einzelne Wort: „Das ist ein großes R!!! … „BIER schreibt man mit I-E!!!“ … „Wenn du das nicht kannst, mach eben ich es!!!!“ usw.

Einen Teil des Tages hängen wir auch einfach in den Fluren bei Kunstlicht rum. Ich habe das „Einrichtungs-“ Gefühl. Wir leben in einer Einrichtung und können hier nicht weg. Wir sind immer die ersten beim Essen, weil, was soll man sonst machen? Umso schlimmer, dass es zu Mittag nur verkochte Nudeln mit einer graubraunen Bolognesesoße gibt. Meine Tochter weigert sich, das zu essen.

Zwei Mütter beschließen daraufhin, abends einfach Pizza zu bestellen, denn uns graut schon vor dem ewiggleichen Abendessen: Graubrot mit Aufschnitt, Reste vom Mittagessen, kalt, im Joghurtdressing schwimmend, plus Cornflakes, dieselben, dies es zum Frühstück schon gegeben hat.

Wir hangeln uns vom Spieleraum (puzzeln, Lego, malen) zum Kaffeeautomaten (Internet) zur Turnhalle (Barren, Seile, Frisbee).

Alle Kinder (oder die meisten) sind heute vorlaut oder weinerlich, aber noch schlimmer sind die Mütter. Die Keifzangen keifen noch lauter als sonst. Eine Mutter hat von ihrer Zimmernachbarin Alpträume. Eine andere hat begonnen, Antidepressiva zu nehmen. Eine dritte hat Magenschmerzen, wegen der Gespräche mit der Psychologin, die sie nicht mag. Eine vierte fährt jeden Tag nach Neustadt wegen Medikamenten, die es auch im Haus gibt, deren Frische (Haltbarkeitsdauer nach Anbruch) sie aber nicht traut. Ich beauftrage sie jedes Mal, mir etwas mitzubringen: Bonbons, Zahnpasta, Tee. Ohne Rossmann geht eben gar nichts.

Beim Abendessen mit meiner Großen (ich nehme immer nur Streichwurst, sie immer nur Marmelade aufs Brot, alles andere sieht einfach unappetitlich aus), kommen die Dreijährigen B. und M. angewetzt und rufen ihr zu: „Teewurst! Teewurst!“ Sie ärgert sich. Doch da kommt ihre Freundin L., die B. hinterherschreit: „B. ist verliii-hiiebt, B. ist ein Lieeebespaar!“ Meine Große macht sofort begeistert mit. B. und seine Freundin M. hören es gar nicht, aber Bs Mutter. Die will hinterher ganz genau von mir wissen, ob ihr Sohn geärgert wurde und was da gerufen wurde.

Wieso muss ich das eigentlich erzählen? Kann ich was dafür, wenn Kinder sich gegenseitig ärgern?! Ist doch nicht meine Sache, wenn die durchdrehen.

Das generelle Problem hier ist: Alle Mütter denken entweder immer, alles ist ihre Schuld, oder aber ihrem Kinder wird Unrecht getan (dann ist ein anderer Erwachsener Schuld), oder aber ihr Kind ist selbst immer an allem Schuld (inklusive an ihrem eigenen Scheiß-Leben als Mutter). Es ist kompliziert.

Zum Glück ist jetzt doch noch die Pizza gekommen. Meine Zimmernachbarin teilt sich ihre Bruschetta mit mir, meine Tochter bekommt zwei Stück Pizza (glückliche Augen!), ihre Freundin isst glückselig NORMALE Spaghetti mit NORMALER roter Soße. Bald danach gehen alle ins Bett, weil niemand mehr diesen Tag aushält.

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